Kanu-Weltmeisterin Reinhardt nicht bei Olympia

München (dpa) · Ohne Gold-Anwärterin Nicole Reinhardt müssen die deutschen Kanuten in rund zwei Monaten ihre Olympia-Mission in Angriff nehmen. Die 26 Jahre alte Hoffnungsträgerin verzichtet aus krankheitsbedingten Gründen auf das Highlight in London.

 Nicole Reinhardt wird nicht in London an den Start gehen. Foto: Adam Ciereszko

Nicole Reinhardt wird nicht in London an den Start gehen. Foto: Adam Ciereszko

Nach Angaben des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) traf Reinhardt die Entscheidung in enger Absprache mit ihrem Arzt. „Das ist ein schwerer Schlag für uns, weil sie an guten Tagen ganz vorne mitfahren kann“, befand Verbandspräsident Thomas Konietzko im dpa-Gespräch.

Angaben zur Krankheitsdiagnose wollte kein DKV-Offizieller machen. Kajak-Frauen-Bundestrainer Jochen Zühlke sagte „Sport Bild online“, dass die Probleme eine weitere Olympia-Vorbereitung nicht zuließen. „Deshalb steigt sie mit sofortiger Wirkung aus dem Training aus.“

„Diese Verletzung stand mir in der Vorbereitung auf London die ganze Zeit im Weg“, sagte die 26-Jährige dem „Mannheimer Morgen“, ohne auf die genaue Krankheitsdiagnose eingehen zu wollen. „Ich werde das überleben und verkraften.“ Eine Teilnahme in Rio de Janeiro 2016 will sie nicht ausschließen: „Vom Alter her wäre das bestimmt möglich.“

Vergangenes Jahr war Reinhardt im ungarischen Szeged Weltmeisterin im Kajak-Einer geworden. Inzwischen ist sie aber schon länger das Sorgenkind der deutschen Kanuten. Wegen der Erkrankung hatte die Frau aus dem hessischen Lampertheim in den vergangenen Monaten schon die nationalen Olympia-Qualifikationsläufe verpasst, wegen einer Schulterverletzung Ende Mai dann auch den Heimweltcup in Duisburg.

Der DKV hatte ihr allerdings wegen ihrer Verdienste über eine Ausnahmeregelung bis zuletzt die Olympia-Chance offengehalten. „Wir haben bis zum Schluss gehofft, dass sie es gesundheitlich noch schafft bis zur Europameisterschaft“, äußerte Konietzko.

Bei den kontinentalen Meisterschaften vom 22. bis 24. Juni im kroatischen Zagreb hätte sich Reinhardt wahrscheinlich in einem Ausscheidungslauf gegen ihre nationale K1-Konkurrentin Silke Hörmann durchsetzen müssen. Die Karlsruherin gehört zwar nicht zur Weltspitze, dürfte als international zweitbeste Deutsche aber nun ihren London-Platz sicher haben. „Wir werden sie beim Nationalen Olympischen Komitee vorschlagen“, kündigte Sportdirektor Jens Kahl an. Beim ersten Weltcup der Saison Mitte Mai in Posen, bei dem beide DKV-Athletinnen am Start waren, schnitt Reinhardt klar besser ab.

Nun aber erhält Hörmann im August am Dorney Lake westlich der britischen Hauptstadt die große Chance auf einen Start im prestigeträchtigen Einer. Reinhardt bleibt nur die Zuschauerrolle. 2008 in Peking hatte sie mit ihren Teamkolleginnen im Kajak-Vierer noch Gold gewonnen. „Sie ist eine absolute Ausnahmesportlerin“, urteilte Konietzko. Bundestrainer Reiner Kießler hatte zuletzt das Potenzial für acht deutsche Medaillen bei den Rennsport-Kanuten in London erkannt. Nun hat er eine große Olympia-Hoffnung weniger.

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