Kleibrink - ein Fecht-Olympiasieger attackiert wieder

Legnano (dpa) · Abgezockt, der Konkurrenz respekteinflößend, sich des eigenen Könnens bewusst. Benjamin Kleibrink geht wieder zur Attacke über.

„Stark, sehr stark. Im Prinzip ist das großartig“ - der deutsche Fecht-Sportdirektor Manfred Kaspar geriet ob Kleibrinks EM-Silber von Legnano geradezu ins Schwärmen. Erst im Europameisterschafts-Finale, dargeboten in der schwül-warmen Kulisse des altehrwürdigen Kastells Visconteo, ließ sich Olympiasieger Kleibrink stoppen. Der Russe Alexej Tscheremisinow erwies sich dem 26-jährigen Deutschen beim 15:7 als klar überlegen.

Aber was davor geschah, erinnerte an Kleibrinks starke Zeiten. In den Poolkämpfen wackelte der Mann vom FC Tauberbischofsheim noch ein bisschen, die Bilanz von 2:3 versprach eigentlich kein finales Topresultat. „Das war ganz okay, aber durchwachsen“, sagte er. Dann aber kam der Lauf. 15:10 gegen den Polen Pawel Kawiecki, 15:7 gegen Yaagov Or Htue aus Israel, 15:9 gegen den Russen Artur Achmatchusin und dann das 15:12 im Viertelfinale gegen seinen Bonner Trainingspartner André Weßels - Bronze war sicher, am Ende wurde es wie 2007 im belgischen Gent Rang zwei.

„Ganz ehrlich: Das ist nicht so wichtig für mich.“ Kleibrinks Kommentar nach der ersten internationalen Einzelmedaille bei einem Topereignis seit 2008 verriet alles über den Stellenwert, den der Linkshänder dem Olympia-Test in der Lombardei einräumt. Dass er Bronze mit dem 15:14 nach 10:14-Rückstand im Halbfinalgefecht gegen den Polen Michal Majewski noch versilberte, war nicht mehr als „eine kleine Bestätigung, die Selbstvertrauen gibt“.

Kaspar war anderer Meinung: „Benni zeigt das ganze Programm.“ Und das macht den anderen Florettkönnern durchaus wieder Angst. Kleibrink ist zurück, daran bestehen keinerlei Zweifel, zumal in Legnano die im Einzel medaillenlose Leidenszeit des Olympiasiegers zu Ende ging. Sein Motorradunfall im April 2011, ausbleibende Individualerfolge - das könnte spätestens jetzt vergessen sein.

Kleibrink hält sich bedeckt. Seinen Erfolg von Italien registrierte er ohne erkennbare Gefühlsregung, Silber nahm er fast beiläufig entgegen. „Das liegt auf dem Weg nach Olympia“ - Kleibrink weiß, wo in diesem Jahr die wahre Herausforderung seines Sports verborgen ist. In Legnano jedenfalls nicht. Bundestrainer Ulrich Schreck: „Es wäre jedenfalls kein Beinbruch gewesen, wenn Benni keine Medaille gewonnen hätte.“

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