Sport Box-Trainer zur Sportart: "Ich merke keine Folgeschäden”

Trier · Peter Stockreiser, Boxtrainer beim Polizei-Sportverein Trier, freut sich über ordentlichen Zulauf in den Vereinen und ein gewandeltes Image. Die Frage nach der Gefährlichkeit des Sports beantwortet er pragmatisch.

 Der Trierer Peter Stockreiser ist seit mehreren Jahrzehnten im Boxsport aktiv. Foto: privat

Der Trierer Peter Stockreiser ist seit mehreren Jahrzehnten im Boxsport aktiv. Foto: privat

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Peter Stockreiser ist seit Jahrzehnten dem Boxsport verbunden - als Aktiver, Trainer und Funktionär.

Welches Image hat das Boxen?
STOCKREISER Im Vergleich zu früheren Zeiten hat sich das Image verbessert. Damals hieß es, durch das Boxen werde man ,dull' im Kopf. Die bei Muhammad Ali diagnostizierte Parkinson-Erkrankung wurde oft in Zusammenhang mit dem Boxen gebracht. Doch das ist nie belegt worden. Ich bin seit vielen Jahren Trainer. Schwerer verletzt hat sich bei mir noch niemand. Es fliegt mal ein Zahn raus, oder es gibt einen Cut am Auge. Aktiv geboxt habe ich 25 Jahre lang - bis in die Schwergewichtsklasse. Ich habe viel auf die Rübe bekommen, aber auch viel ausgeteilt. Ich merke keine Folgeschäden.

Hat der Box-Boom bei den Profis durch Henry Maske oder Vitali Klitschko dem Amateurboxsport geholfen?
STOCKREISER Ja, auf jeden Fall. Mit den Kämpfen von Maske, Axel Schulz, Graciano Rocchigiani, Sven Ottke und den Klitschko-Brüdern gab es einen Zulauf in den Box-Abteilungen. Und: Dank der Erfolge von Regina Halmich und Susi Kentikian kommen auch viel mehr Mädchen und Frauen. Früher hat ich zwei weibliche Boxerinnen im Training, heute sind es zwölf.

Für wen eignet sich Boxen?
STOCKREISER Im Grunde für alle Altersklassen von acht bis 65 Jahre sowie alle Bevölkerungsschichten. Es gibt die Wettkampfboxer, aber auch diejenigen, die sich körperliche Fitness holen wollen. Ich habe aber auch Kinder im Training, die in der Schule gemobbt werden, und mal aus sich rauskommen sollen. Oder Studenten, die an der Uni unter Druck stehen und sich mal auspowern wollen.

Wie ist es ums Boxen im Verband Rheinland bestellt?
STOCKREISER Wir haben aktuell 17 Vereine beziehungsweise Abteilungen, die Boxen anbieten. Der Zulauf ist gut. Entsprechend brauchen wir ausreichend Trainer. Das ist manchmal ein Pro blem, da viele, die ins Training kommen, keine Lust haben, auch einen Trainerschein zu machen. Mehrere Vereine stellen zudem Übungsleiter für das Projekt ,Boxen macht Schule' zur Verfügung. Mit ihm sollen Jugendliche durch das Boxen lernen, sich respektvoll und diszipliniert zu verhalten und sich an Regeln zu halten.

Wie gefährlich ist Boxen, schließlich geht es auch darum, den Gegner auf die Bretter zu jagen?
STOCKREISER K.o.-Schläge spielen nur in den hohen Gewichtsklassen eine Rolle. Boxen ist nicht gefährlicher als andere Sportarten auch. Es gibt Schutzmaßnahmen wie den Kopf-, Mund- und Tiefschutz. Und gerade im Amateurbereich sind die Punkt- und Ringrichter angehalten, bei einem Niederschlag direkt einzugreifen. Ich als Trainer schmeiße übrigens auch lieber das Handtuch, als einen meiner Schützlinge K.o. gehen zu sehen. Eine Aufgabe ist für die Jungs nicht so schlimm. Ein K.o.-Schlag ist demotivierender.Interview ExtraPeter Stockreiser Der 56-jährige Trierer war zwischen 1972 und 1995 aktiver Boxer. Er gewann zahlreiche Rheinland- und Südwestmeisterschaften. Als 17-jähriger Junior war er auch einmal deutscher Meister. Für den ehemaligen Bundesliga- und Nationalmannschaftsboxer am wertvollsten ist aber der Gewinn einer internationalen Meisterschaft mit Boxern aus Deutschland, den Benelux-Staaten sowie Frankreich. Als 18-Jähriger gewann er in seiner Klasse damals gegen einen weitaus erfahreneren 37-jährigen Franzosen - trotz mehrfacher Rückschläge in den ersten Runden des Finalkampfes. Seit 1988 bis heute ist Stockreiser Trainer und Funktionär. Er ist Leiter der Boxabteilung des Polizei-Sportvereins Trier sowie Vizepräsident im Boxverband Rheinland.

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