Trotz Angst: Indien heiß auf Kricket-WM-Finale

Neu Delhi (dpa) - Der heimliche Höhepunkt der Kricket-Weltmeisterschaft ist eigentlich schon vorüber: Nach dem Sieg über Erzrivale Pakistan im Halbfinale feierte ganz Indien bis tief in die Nacht wahre Freudenfeste, Fans sprachen von der „Mutter aller Matches“.

Dennoch fiebern die Kricket-verrückten Inder nun auch dem Endspiel am Samstag in der westindischen Finanzmetropole Mumbai entgegen: Dann tritt ihre Mannschaft im Wankhede-Stadion gegen das Team von Sri Lanka an. Bereits am Freitag waren etliche indische Fans in Mumbai (früher Bombay) auf den Straßen, sie tanzten und feuerten ihr Team schon vor dem Match an. An manchen Orten wurden Gebete für einen indischen Sieg organisiert. Behörden und Firmen in Mumbai gaben ihren Mitarbeitern für den Tag des Endspiels frei, berichtete die Zeitung „Indian Express“ - wohl wissend, dass sich ohnehin niemand auf die Arbeit konzentrieren würde. Bereits beim Halbfinale waren die Straßen in den Städten wie ausgestorben, die Menschen klebten vor den Fernsehern. Wer unbedingt arbeiten musste, sorgte für ein Radio in Hörweite.

Auch Politiker und Prominente wollen sich das Match nicht entgehen lassen: Indiens Präsidentin Pratibha Patil reist ebenso an wie ihr Amtskollege aus Sri Lanka, Mahinda Rajapakse. Auch Bollywood-Stars und Wirtschaftsbosse werden erwartet. Der indische Premierminister Manmohan Singh drückt dem Team die Daumen - und fordert seine Landsleute auf, es ihm gleichzutun: „Die ganze Nation sollte dabei mitmachen, dem indischen Kricket-Team für das Weltmeisterschaft-Finale das Allerbeste zu wünschen.“ Kaum eine Aufforderung des Regierungschefs dürfte leichter erfüllt werden.

Nur eine Sorge trübt die Begeisterung vor dem Match: die vor Anschlägen. Das WM-Endspiel ist das erste Mega-Sportevent in Mumbai seit der Terrorserie muslimischer Extremisten Ende 2008, bei der 166 Menschen getötet wurden, darunter auch Deutsche. „Mumbai ist immer ein weiches Ziel für Terroristen gewesen, und wir wollen nichts dem Zufall überlassen“, sagte Polizeisprecher Rajkumar Vhatkar.

Das an der Arabischen See liegende Stadion, das von 5000 Angehörigen der Sicherheitskräfte geschützt wird, gleicht einer Festung. Hubschrauber überwachen die Gegend aus der Luft, Schiffe patrouillieren an der Küste. Der Süden der Stadt wurde zur Flugverbotszone erklärt, dort baute die Polizei Checkpoints auf. Ähnliche Sicherheitsvorkehrungen haben die Menschen in Mumbai seit der Terrorserie nur einmal gesehen: im vergangenen November beim Besuch von US-Präsident Barack Obama.

Wahre Kricket-Fans kann die Terrorangst, an die sich die Inder ohnehin weitgehend gewöhnt haben, freilich nicht von ihrer Passion abhalten. Viele von ihnen wollen unbedingt einen der 32 000 Sitze im Stadion ergattern, das längst ausverkauft ist. Enthusiasten bleibt der Gang auf den Schwarzmarkt - wo für Eintrittskarten inzwischen bis zu 5000 Dollar (3530 Euro) auf den Tisch gelegt werden muss.

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