Obermöhne liest Landesvater die Leviten

Großer Auflauf, schneller Erfolg: Ohne Probleme haben es Obermöhne Margret Manderscheid und etwa 250 Weiber und Jecken gestern geschafft, das Dauner Rathaus zu stürmen. Auch Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) konnte sie nicht aufhalten.

 Gute Laune und viel los: Etwa 250 Weiber und Jecken sind bei der Rathauserstürmung in Daun dabei. TV-Foto: Friedemann Vetter

Gute Laune und viel los: Etwa 250 Weiber und Jecken sind bei der Rathauserstürmung in Daun dabei. TV-Foto: Friedemann Vetter

 Kurt Beck (rechts), Verwaltungsmitarbeiter Raimund Reuter (hinten) und Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (links) hören Obermöhne Margret Manderscheid gut zu. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kurt Beck (rechts), Verwaltungsmitarbeiter Raimund Reuter (hinten) und Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (links) hören Obermöhne Margret Manderscheid gut zu. TV-Foto: Friedemann Vetter

Daun. Daun ist für die nächsten Tage in Weiberhand: Obwohl Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) seinem Parteifreund und Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen zu Hilfe geeilt war, währte die Verteidigung nur kurze Zeit.

Der prominente Gast aus Mainz sorgte aber immerhin dafür, dass zur Rathauserstürmung trotz dichten Schneetreibens mehr Menschen als in den Vorjahren gekommen waren. So auch Ilona Lenarz, Steffi Blum und Tanja Albrecht, drei Möhnen von der Kreissparkasse. Sie sagten unisono: "Ich finde super, dass Kurt Beck hier ist, glaube aber nicht, dass er uns aufhalten kann."

Und sie behielten recht: Gut 250 Jecken hatten, angeführt von Obermöhne Margret Manderscheid, auf der gegenüberliegenden Straßenseite Stellung bezogen. Ihnen gegenüber: mickrige zwei Stadtsoldaten mit einer Kanone und auf der Treppe mit dem Stadtbürgermeister und dem Ministerpräsidenten zwar zwei durchaus gestandene Mannsbilder sowie ringsum eine Handvoll mit Bleistiften und Ärmelschonern bewaffneter Büro-Infanteristen. Doch angesichts der Übermacht: eine geradezu lächerliche Verteidigung.

Ob das so gewollt war? Schließlich rückte Stadtchef Jenssen der Obermöhne nach deren Ansturm um Punkt 11.11 Uhr nur allzu bereitwillig den Stadtschlüssel und vor allem den löchrigen Stadtsäckel aus.

Sei's drum: Binnen weniger Minuten waren die Krawatten ab: "Nun lieber Kurt, her mit dem Zipfel!" - und schwupps, das war des Tages Gipfel. Und der Machtwechsel war unter dem lautstarken Beifall der Weiber und Narren vollzogen.

Vorher hatten die Weiber dem Stadtbürgermeister noch aufgegeben, worum er sich zu kümmern habe: die löchrigen Straßen, das Areal des niedergebrannten Parkhotels, eine weibliche Statue für den Marktplatz (vielleicht von der Obermöhne) sowie den Reineke-Hof ("ein Schmuckstück") mit Leben zu erfüllen.

Doch auch die einmalige Gelegenheit, einmal dem Ministerpräsidenten die Leviten zu lesen, ließ sich die Obermöhne nicht entgehen. So sagte sie: "Millionen für den Nürburgring, Millionen für den FCK, für mich ist das Hallodria." Wäre sie an der Macht, würde es Geld für Frauen und Kinder geben. Applaus ringsum.

Und der wurde noch lauter, als sie mit einer Neuigkeit aufwartete. Sie sagte - zur Verwunderung des rheinland-pfälzischen Landesvaters: "Dass bald in Mainz 'ne Frau regiert, ob er die Angst im Nacken spürt? Nicht nur die Julia steht bereit, sondern auch die Margret Manderscheid." Beck genoss - trotz einiger Sticheleien - das Bad in der Menge, trug mit Witzen und Anekdoten zur guten Laune bei und durfte, obwohl gerade einmal 20 Kilometer entfernt, das Thema Nürburgring und den politischen Alltag für kurze Zeit vergessen.

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