Zu Besuch bei einer Trierer Königin

Trier · Orgeln sind riesige Instrumente in Kirchen, die meist sehr ernst und feierlich klingen. Lucky erfährt, warum sie ganz viele verschiedene Klänge produzieren können - und was es mit ihren Pfeifen, Registern, Manualen und Pedalen auf sich hat.

Trier. Lucky ist eine Leseratte, keine Kirchenmaus. Trotzdem hat Lucky etwas übrig für Orgelmusik. "Wie langweilig", werden viele Kinder sagen. Stimmt gar nicht! In der Kirche St. Paulin hat die Leseratte ganz viel Spannendes über die Orgel dort erfahren. "Mama, hier auf den Treppen ist es aber ganz schön eng", staunt der kleine Florian. Viele Kinder gehen die schmale Wendeltreppe hoch zur Empore, wo die Orgel steht. Ihnen allen möchte Volker Krebs das Instrument näher vorstellen. Er ist Regionalkantor, das bedeutet Kirchenmusiker.
Volker Krebs spielt auf der Orgel ein Menuett, eine alte Tanzmusik, von Johann Sebastian Bach. Während er auf seinen drei Tastenreihen spielt, zieht er an ein paar Knöpfen rechts und links an der Seite - und schon klingt das Stück ganz anders!
Die Kinder sehen, dass er auch viele Pedale hat, auf die er immer wieder tritt. Orgelspielen scheint also ganz schön kompliziert zu sein.
Lucky wundert sich über die vielen silberglänzenden großen Röhren oben an der Orgel. "Das sind die Pfeifen, die die Töne erzeugen", erklärt Volker Krebs. Sie sehen aus wie lauter Blockflöten ohne Löcher, findet Lucky. "Sie funktionieren auch so ähnlich", sagt der Organist: Durch die Pfeife strömt Luft, und in der Öffnung entsteht der Ton.
Brummen und Zwitschern


Die Kinder können sich denken, warum die Pfeifen unterschiedlich lang sind: Damit sie viele unterschiedliche Töne produzieren! Der tiefste Ton, den Volker Krebs spielen kann, brummt sehr und bringt Luckys Bauch in Schwingung. Der höchste Ton ist ein ganz helles Zwitschern. Die längste Pfeife der Orgel ist mehr als fünf Meter lang, die kleinste gerade wie ein kleiner Finger! Die silbernen Pfeifen sind übrigens aus Zinn und Blei, aber es gibt auch Holzpfeifen. Deren Klang ist angenehm weich.
"Eine Reihe gleichartiger Pfeifen heißt Register", erklärt Volker Krebs. Ein Register ist also eine Art Pfeifenfamilie, allerdings eine sehr große - von 54 bis mehr als 200 Pfeifen! Und jedes Register hat seinen Namen, zum Beispiel "Oktave" oder "Prinzipal". Die Orgel in St. Paulin, die aus dem Jahr 1858 stammt, hat 45 Register - insgesamt 2700 Pfeifen. Die Knöpfe, an denen der Organist zieht, heißen Registerzüge. Damit werden die Register ein- und ausgeschaltet. Mit den Tastaturen - Manuale genannt - und den Pedalen werden dann die Töne erzeugt. "Die vielen unterschiedlichen Klänge der Orgel machen ihren Reiz aus", sagt der Regionalkantor.
Er spielt den Kindern ein ganz ruhiges Lied vor, dann einen fröhlichen Marsch. Lucky ist jetzt klar, warum Volker Krebs die Orgel die "Königin der Instrumente" genannt hat! Erfunden worden sein soll sie übrigens - Lucky kann es kaum glauben - vor rund 4000 Jahren von den alten Ägyptern. Die Römer haben sie dann für ihren Zirkus entdeckt. Und in Kirchen wird sie seit etwa 600 Jahren verwendet.

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