Geister, Hindernisse, Glück: Hochzeitsbräuche

Berlin (dpa/tmn) · Warum streut man Reis? Und warum trägt der Bräutigam seine Braut über die Schwelle? Manche Bräuche auf Hochzeiten entstammen noch aus ritterlicher Zeit, andere handeln sogar von Geistern und Glücksbeschwörungen.

Reis werfen, die Torte gemeinsam anschneiden, die Braut über die Schwelle tragen: Viele Hochzeitspaare legen großen Wert auf Brauchtum und Traditionen. Viele Gesten während der Zeremonie haben eine Bedeutung. Zum Beispiel soll der Überlieferung zufolge die Frau, die den Brautstrauß fängt, als Nächste heiraten.

Ihren Ursprung haben viele der Bräuche in weiter Vergangenheit. „Die meisten Traditionen kann man ungefähr nachverfolgen, aber viele haben heute ihre ursprüngliche Bedeutung verloren“, sagt die Hochzeitsplanerin Alexandra Dionisio aus Berlin.

Wer weiß denn zum Beispiel noch, warum die Braut am Altar links neben dem Bräutigam stehen soll? Das kommt aus den Zeiten, als der Mann noch ein Schwert trug, sagt Dionisio. Seine Angetraute sollte er jederzeit verteidigen können - was er natürlich mit der rechten Hand, der Schwerthand, tat. Auch ohne Schwert blieb die Seitenposition der Braut bis heute auf der linken Seite, sagt Dionisio. Ebenso alt ist das Verbot für den künftigen Ehemann, seine Braut in ihrem Kleid noch vor der Zeremonie zu sehen. Das bringt angeblich Unglück.

In manchen Landesteilen wird die Braut vom Vater zum Altar geführt. Dieser Brauch reicht in eine Zeit zurück, in der ein Mädchen als Besitz der Familie galt, erklärt Dionisio. Am Altar übergab der Vater die Verantwortung für seine Tochter dem Ehemann. „Heute jedoch ist es eine liebgewonnene Tradition, die von den starken Familienbanden der Braut spricht.“

Nach der Zeremonie wird mit Reis geworfen. Das soll den Kinderwunsch eines Paares bestärken und die Fruchtbarkeit erhöhen. Kinder, die mit Blumen werfen, bedeuten Ähnliches, sagt die Autorin eines Hochzeitsbuchs, Birgit Adam aus Augsburg. „Die Blumen sollen Glück und Kindersegen bringen, denn nach einem alten Aberglauben wird die Fruchtbarkeitsgöttin von den Blüten angelockt. Auch sie ist eben eine Frau und liebt schöne Blumen.“

Quasi zu den Klassikern bei einer Hochzeitfeier gehört das Überwinden von Hindernissen beim Gang in den Standesamt oder die Kirche sowie auf dem Weg zum Festsaal. Das reicht vom Durchsägen eines Baumstamms bis zum Durchschreiten eines aufgespannten Lakens mit winziger Herzöffnung. Meistert das Paar das problemlos, sind sie auch für ein Lebens zu zweit gut gerüstet. Wer beim gemeinsamen Anschneiden der Torte die Hand am Messer oben hat, soll den Überlieferungen zufolge auch in der Ehe das Sagen haben.

Bei einem anderen Brauch geht es um das Geld: Die Braut legt einen Pfennig in ihren rechten Schuh - das soll lebenslangen Wohlstand bringen, sagt Adam. Früher krabbelten außerdem Kinder unter den Tisch und stahlen der Braut einen Schuh. Sie sammelten damit Geld für die Brautleute. Außerdem war es üblich, dass Mädchen ihre Brautschuhe mit gesparten Pfennigen bezahlten - um dem Ehemann zeigen, dass sie gut mit Geld umgehen konnten.

So schön diese Traditionen sind, Schmitz warnt aber davor, zu viele einzuplanen. „Weniger ist mehr“, rät sie. „Schließlich ist eine Hochzeit kein Spiele-Abend.“

Literatur:

Adam, Birgit: Die schönsten Spiele und Einlagen für die Hochzeitsfeier: Reden, Sketche, Bräuche, Hochzeitszeitung, Heyne 2003, ISBN-13: 978-3453874787

Dionisio, Alexandra: PinkBride's beliebteste Hochzeitsspiele, Graefe und Unzer 2010, ISBN-13: 978-3833819100

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort