KOLUMNE

Geburtstag ist ein besonderer Tag. Auch wenn man schon erwachsen ist und die goldene Mitte bereits passiert hat.

Geburtstag ist ein besonderer Tag. Auch wenn man schon erwachsen ist und die goldene Mitte bereits passiert hat. Um so ungezwungener lässt es sich feiern, dachte ich mir anlässlich meines diesjährigen Ehrentages und beschloss, für liebe Gäste ein schönes abendliches Fest zu geben. Nix Party-Service, nein, gute Planung und alles selbstgemacht hieß die Devise. Voller Vorfreude und mit dem guten Gefühl, mir den Festtag wirklich freigehalten zu haben, ging ich an die Arbeit. Sammeltassen spülen, Silber polieren, Süppchen kochen, Wohnung umräumen und so weiter. Schon um die Mittagszeit wurde allerdings klar, dass ich durch etliche Sprints ans Telefon zeitlich total in Verzug geriet. "Macht nichts", dachte ich, "bittest du halt die Kinder um Hilfe, wenn sie aus der Schule kommen". Die Älteste traf ein und - hatte Ohrenschmerzen. Oh nein, auch das noch! Das Wochenende stand vor der Tür, wir anschließend auch - vor der unseres Hausarztes nämlich. Ratlos, weil die einzige freie Parkbucht der Praxis von einem eigenwillig auf dem Bürgersteig geparkten Auto blockiert war, stellte ich meinen Wagen um 11.59 Uhr auf dem gegenüberliegenden Parkplatz einer an diesem Tag bereits verlassenen Schule ab. Meine Tochter und ich eilten in die Praxis, um festzustellen, dass uns etwa eine Stunde Wartezeit blühte. "Ohne mich," dachte ich und beschloss angesichts des Zeitdrucks, diese Stunde für letzte Besorgungen zu nutzen. Ich ließ das Kind allein im Wartezimmer zurück und lief zum Auto.Hatte ich schon von meiner kindlichen Freude über nette Geburtstagsüberraschungen erzählt? Mich erwartete eine solche, als ich gegen 12.05 Uhr ein hübsches rosa Zettelchen unter meinem Scheibenwischer wegzupfte. Ein Knöllchen - ausgestellt um 11.59 Uhr für angebliches Parken im Parkverbot! Richtige Freude kam diesmal nicht auf. Vielmehr formierten sich in meinem Kopf, angesichts der Forderung von 15 Euro für sechs Minuten, sämtliche Rachegeister zum Angriff. Nur, das half nichts, da niemand in der Nähe war, auf den ich sie hätte loslassen können. Und dann entdeckte ich tatsächlich ein von meiner Fahrtrichtung abgewandtes Schild, das Parken bis zum frühen Nachmittag untersagte und damit mir die Schuld in die Schuhe schob.Die nächste Überraschung folgte, als ich, dann doch früher als erwartet, um 12.50 Uhr mit dem Arztrezept vor der Apotheke stand. Geschlossen - obwohl das Schild am Eingang auf weitere zehn Minuten Öffnungszeit hinwies. Allmählich dämmerte mir, dass dieser Tag tatsächlich ein besonderer war. Wir fuhren weiter, um in einem Hofladen Bio-Eier zu kaufen, die ich heute ganz dringend für das abendliche Mahl meiner Gäste benötigte. "Die Hühner waren faul", verkündete die Frau im Hofladen. "Leider sind keine Eier mehr da." Ich kann die zu diesem Zeitpunkt aufwallenden Gefühle nicht beschreiben, denn ich hatte bis dahin keine Ahnung davon, dass es sie gibt. Innerlich war ich kurz davor, die Party abzusagen, äußerlich sprudelte das ganze Elend aus mir heraus. Das erregte offensichtlich Mitleid, und da plötzlich zeigte mir der Tag doch noch sein liebliches Gesicht. Die nette Frau aus dem Hofladen eilte in den Nebenraum und brachte mir - ein Päckchen Eier! "Hier, nehmen Sie, "sagte sie zu mir "die hatte ich mir eigentlich zurückgelegt, aber ich brauche sie nicht so nötig.""Na siehst Du, Mama," sagte mein Mädchen "Geburtstag ist doch was Schönes". Anke EmmerlingIn unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag. Das gleichnamige Buch mit 60 Kolumnen ist für 9,90 Euro in allen TV-Pressecentern erhältlich.

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