Warum der Volksfreund Volksfreund heißt

Der Name „Trierischer Volksfreund“ hat sich in über 100 Jahren zu einer Marke entwickelt, die die Region prägt. Freilich hört sich der traditionsreiche Name für Menschen, die nicht in der Region leben, etwas befremdlich an. Ein Blick zurück erklärt seine Geschichte.

„Wie heißt diese Zeitung, Volksfront???“ – „Nein, Volksfreund“, erklärt der Redakteur dem Kollegen aus Hamburg, mit dem er gerade spricht, geduldig. Der Hanseat hat zum ersten Mal vom Trierischen Volksfreund gehört und entgegnet gleich: „Ach, was für ein komischer altmodischer Titel “ Darauf erläutert der Redakteur gelassen, weil schon zigmal geübt, dass der Trierische Volksfreund schon seit 1878 so heißt, und seine Leser nach neuesten Umfragen diesen für Fremde tatsächlich etwas seltsamen Titel behalten möchten.

Warum heißt der Volksfreund denn nun Volksfreund? Dazu muss man in den Geschichtsbüchern nicht nur 135 Jahre zurückblättern in die Zeit, als der Volksfreund gegründet wurde. Nein, die Zeitreise geht noch weiter zurück in die Unruhen der Französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts.

Erstmals haben sich damals Bürger, Bauern und Arbeiter gegen das monarchistische Regime erhoben und sich dafür eingesetzt, eine Verfassung zu entwickeln, die dem Volk umfassende Rechte einräumt. Erstmals wurden demokratische Prinzipien, die heute in vielen Staaten selbstverständlich sind, entwickelt.

Einer der Vorkämpfer dieser Revolution war Jean Paul Marat, 1743 in der Schweiz geboren. Marat war radikal gegen die Monarchie eingestellt und kämpfte dafür, dass alle Menschen gleiche Rechte haben. Marat war Arzt, Verleger und Journalist.

Er gründete am 16. September 1789 die Zeitung „L’ami du peuple“ – Freund des Volkes – Volksfreund. In dem Blatt, das täglich erschien und eine Auflage von 2000 Exemplaren hatte, schrieb Marat mit großen Leitartikeln über den Alltag und die Neuerungen der Revolution. Das Blatt hatte eine treue Leserschaft in Paris und in der Pariser Region, erschien im Kleinformat (Oktav) auf acht bis zehn Seiten. Sein Titel wurde Vorbild für weitere Zeitungen im 19. Jahrhundert, und darunter war auch der Trierische Volksfreund. Seine Unabhängigkeit und Nähe zum Volk, zu den Lesern, für die die Zeitung geschrieben wird, demonstrierte der Volksfreund so schon von der ersten Ausgabe an – und tut es bis heute. Tradition verpflichtet eben. Hans-Peter Linz

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