Die „zweite Miete“ steigt nicht mehr

Berlin (dpa) · Nebenkosten summieren sich bei Mietern schnell auf einige tausend Euro im Jahr. Besonders Heizen und die warme Dusche gehen ins Geld. Im Moment aber können sich viele freuen. Dem Wetter sei Dank.

 Überprüfen lohnt sich: Viele Abrechnungen sind laut Mieterbund falsch, unplausibel oder unvollständig. Foto: Jens Kalaene

Überprüfen lohnt sich: Viele Abrechnungen sind laut Mieterbund falsch, unplausibel oder unvollständig. Foto: Jens Kalaene

Die Heizung lief lang, die Dusche auch, dann wird auch noch der Gärtner teurer. Die Betriebskosten-Abrechnung hält oft böse Überraschungen bereit. In diesem Jahr aber können viele Mieter mit Rückzahlungen rechnen.

Nach Einschätzung des Mieterbunds ist die „zweite Miete“ zurückgegangen. Für die vielerorts steigenden Gesamtmieten kann sie nicht mehr als Begründung herhalten.

Warum werden Betriebskosten „zweite Miete“ genannt?

Die Nebenkosten fallen zusätzlich zur regulären monatlichen Kaltmiete an. Mieter zahlen „warme Betriebskosten“ etwa für Heizung und Warmwasser und „kalte Betriebskosten“ unter anderem für Abwasser, Grundsteuer, Müllbeseitigung, Versicherungen oder Gartenpflege. Diese Kosten machen inzwischen einen beträchtlichen Teil der Wohnkosten aus, im Schnitt etwa ein Viertel. Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung können sich die Nebenkosten auf mehr als 3100 Euro im Jahr summieren. Deshalb wird häufig von „zweiter Miete“ gesprochen.

Darf der Vermieter alle anfallenden Kosten umlegen?

Nein. Was der Mieter mittragen muss, ist gesetzlich geregelt - unter anderem in der Betriebskostenverordnung . Nicht dazu gehören zum Beispiel Kosten für die Verwaltung des Gebäudes und für Reparaturen oder Instandhaltung. Streit über Betriebskostenabrechnungen beschäftigt Gerichte immer wieder. Der Mieterbund warnt: Jede zweite von jährlich Hunderttausenden überprüften Abrechnung sei falsch, unplausibel oder unvollständig.

Wie hoch sind die Betriebskosten im Schnitt?

Nach der neuesten Auswertung des Deutschen Mieterbunds mussten Mieter zuletzt im Schnitt 2,19 Euro pro Quadratmeter und Monat zahlen. Maximal wurden für das Abrechnungsjahr 2013 3,26 Euro fällig. Die Werte sind so unterschiedlich, da es lange nicht in allen Häusern Aufzüge, gemeinsames Kabelfernsehen, einen Gärtner, Schwimmbad oder Sauna gibt, für die Kosten umgelegt werden können. Wer in diesen Wochen Post mit der Abrechnung für 2014 bekommt, wird sich wahrscheinlich freuen können: Der Mieterbund rechnet damit, dass die Betriebskosten sinken und viele Mieter Rückzahlungen bekommen. Das liegt vor allem daran, dass der Winter 2014 recht mild war.

Warum ist das Wetter so wichtig?

Fast 70 Prozent der Nebenkosten gehen für Heizung und warmes Wasser drauf. Damit wird das Wetter zum entscheidenden Faktor. Der vergangene Winter war vergleichsweise warm, viele konnten die Heizung spät an- und früh ausschalten. Außerdem sind die Energiepreise zuletzt nach Jahren der Höhenflüge wieder gesunken - auch das sorgt für eine Entlastung. Doch das kann sich durch internationale Krisen und einen kalten Winter auch schnell wieder ändern.

Wäre eine Nebenkosten-Bremse sinnvoll?

Die Wohnungswirtschaft sieht in den Betriebskosten den Hauptgrund für die steigende Mietbelastung. Immer wieder wurde daher eine Begrenzung der Nebenkosten gefordert. Der Mieterbund hält das für keine gute Lösung. In Wahrheit seien die Nebenkosten stabil, die Mietbelastung steige durch höhere Kaltmieten, sagt Ropertz.

Wie sich Betriebskosten zusammensetzen


 Heizkosten 1,24 Euro
 Warmwasser 0,27 Euro
 Wasser/Abwasser 0,34 Euro
 Grundsteuer 0,18 Euro
 Hauswart 0,21 Euro
 Müllbeseitigung 0,16 Euro
 Aufzug 0,16 Euro
 Gebäudereinigung 0,15 Euro
 Sach- und Haftpflichtversicherungen 0,15 Euro
 Gemeinschaftsantenne/Kabelfernsehen 0,14 Euro
 Gartenpflege 0,10 Euro
 Strom für die Allgemeinheit 0,05 Euro
 Straßenreinigung 0,04 Euro
 Schornsteinreinigung 0,03 Euro
 sonstige Kosten (Sauna, Schwimmbad, Dachrinnenreinigung) 0,04 Euro

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