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Zensur! Manipulation! Unterdrückung! Hin und wieder ereilt uns der Vorwurf, dass es mit der Pressefreiheit beim Volksfreund ja wohl nicht weit her sei. Beweis: Der überaus wichtige Leserbrief von Herrn ABC zum Thema XYZ ist nicht veröffentlicht worden.

Sagt Herr ABC. Ich antworte dann stets nach bestem Wissen und Gewissen: In dieser Zeitung darf jeder seine Meinung sagen; keine Zuschrift wird aus ideologischen oder weltanschaulichen Gründen aussortiert. Das heißt nicht, dass alle eingereichten Beiträge automatisch abgedruckt werden. Neben formalen Kriterien (Überlänge, Dauerschreiber, zu viele ähnliche Texte zum selben Thema) gibt es inhaltliche (Not-)Bremsen: beleidigend, verworren, extremistisch - aber niemals, weil es sich um ein vermeintlich missliebiges Thema handelt. Hanns-Georg Salm aus Gondenbrett schickt bisweilen Leserbriefe an den Volksfreund, einige davon haben wir ins Blatt gehoben. Diesmal gibt er uns eine E-Mail vom 16. Januar zur Kenntnis, die an die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gerichtet ist: Sehr geehrte Damen und Herren! Am 9. Januar sandte ich meinen Leserbrief Nr. 42 an Sie ab und hoffte, dass ich nach mindestens zehn vorangegangenen Leserbriefen, die ich an Ihre Adresse richtete, endlich einmal Glück mit einer Veröffentlichung in Ihrer Zeitung haben würde. Es ging mir dabei eigentlich nur um Kurt Beck, der heute als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz verabschiedet wird. Ich hatte nämlich in diesen Leserbrief ein persönliches Erlebnis mit ihm eingebaut. Da ich Bezieher Ihrer Zeitung bin, fällt es mir nicht schwer - vorausgesetzt die Anlieferung funktioniert - die Kontrolle über die Veröffentlichung und Nicht-Veröffentlichung von Leserbriefen zu behalten. Nun fand - wie bei allen vorigen Versuchen - auch der Leserbrief Nr. 42 kein Gefallen bei Ihnen. Mein Anruf bei Ihrer Zeitung gestern verlief regelrecht im Sande. Was muss ich tun, um meine Meinung in der FAZ äußern zu können? Ihre Dame am Telefon sprach von hunderten, ja tausenden Leserbriefen, die täglich bei Ihnen eingehen würden. Wenn das so ist, dann wäre es doch besser, die Spalte "Leserbriefe" abzuschaffen, anstatt täglich ungezählte Leser vor den Kopf zu stoßen, die sich erstens Mühe beim Schreiben geben und zweitens immer wieder maßlos enttäuscht werden. Oder beschränken Sie die Veröffentlichung auf Leute mit Titeln aller Art: Professoren, Doktoren, Adelige oder gar Prominente? Dann wüsste auch ich, dass ich keine Chance bei Ihnen hätte und würde meine Leserbriefe weiter an den Trierischen Volksfreund richten, der schon manchen meiner Leserbriefe veröffentlichte, zuletzt von heute auf morgen am 14. Januar im Lokalteil Eifel. Seit ich die FAZ lese, schätze ich den Volksfreund! Lieber Herr Salm, vielen Dank für Ihre Zuschrift, die ich, entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten, nicht kommentiere. Mag sich jeder Leser selbst einen Reim darauf machen. Einen Anflug von klammheimlicher Freude will ich jedoch nicht verhehlen ... Herzliche Grüße! Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur E-Mail: forum@volksfreund.deDie Kolumnen im Internet: http://forum.blog.volksfreund.de

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