Forum

Alexandra Leitner schreibt per E-Mail, unterzeichnet mit "enttäuschte Grüße": Als Mensch neige ich nicht zu extremen Positionen, aber es ist offenbar Zeit, etwas zu ändern. Am 25. Mai haben Millionen Menschen weltweit gegen Monsanto protestiert, um ihren Unmut über genetisch manipulierte Lebensmittel durch diesen Großkonzern zu demonstrieren.

Die Aktion ( www.march-against-monsanto.com) wurde über das Internet getriggert - mit überwältigender Resonanz. Das wahrhaft Erschütternde ist allerdings, dass die Macht dieses Konzerns offenbar so groß ist, dass weltweit - und das gilt auch für Deutschland - jede Bericht erstattung in Printmedien wie in Fernsehen und Rundfunk komplett unterdrückt worden ist, und das betrifft auch den Trierischen Volksfreund. Nirgendwo fand man einen einzigen Satz zu dieser wichtigen Aktion! Ein Skandal sondergleichen, denn das ist ein offensichtlicher Angriff auf die Pressefreiheit und zeigt, wie sehr wir Bürger offenbar die Wahrheit auch in scheinbar freien Ländern nur selektiert serviert bekommen und wie gering die Verbrauchermacht wirklich ist! Selbst die "freie Presse" unterwirft sich dem Diktat von Großkonzernen und wird somit zum Handlanger einer Industrie, die das Leben aller Menschen auf dem Erdball massiv zum Negativen verändern wird (Stichworte: genetisch veränderte Nahrung, Bienensterben und so weiter). Ein Hoch daher auf das Internet und die sozialen Netzwerke, offenbar dem einzig freien Bereich für freie Meinungsäußerung nicht nur in Diktaturen! Liebe Alexandra Leitner, vielen Dank für Ihre Zuschrift. Stimmt, der Volksfreund hat nicht über die jüngsten Proteste gegen den Gen-Giganten Monsanto berichtet - in der gedruckten Zeitung. Sehr wohl jedoch im Netz, in unserer Online-Zeitung (zum Nachlesen: http://www.volksfreund.de/nachrichten/welt/geld/boerse/Nachrichten-Monsanto-gibt-Kampf-fuer-Gentechnik-in-Europa-auf;art55,3542672). Wie das?! Ein Vorzug der digitalen Welt: unendlicher Raum = Platz für unendlich viele Informationen. Auf analoge Medien wie Papier passt dagegen nur eine endliche Menge an Buchstaben = endliche Zahl von Informationen. Zu den Aufgaben von Zeitungsmachern gehört es, das Unendliche ins Endliche zu verwandeln, sprich, etwas weniger philosophisch: das im Überfluss vorhandene Nachrichtenmaterial zu sichten, zu bewerten, auszuwählen und schwarz auf weiß zu präsentieren - als eine Art "best of". Was ist wichtig, was ist nichtig? Was ist neu? Eine wesentliche Entwicklung? Was bedeutet es? Berührt es uns? Betrifft es uns? Was lernen wir daraus? Derlei Kriterien ziehen Redakteure zurate, um aus Tausenden von Meldungen jene herauszufiltern, die am Ende des Tages für das Blatt aufbereitet werden - weil sie das Publikum mutmaßlich interessieren. Im aktuellen Beispiel fiel die Monsanto-Geschichte für die Print-Ausgabe durch, weil sie im Vergleich zu anderen Neuigkeiten weniger substanziell für die Menschen in der Region erschien (möglicherweise ein Fehler, im Nachhinein ist man immer klüger). Online hat der Volksfreund alle relevanten News transportiert. Entscheidend ist: Wir schweigen das Thema nicht tot, wir zensieren nicht und werden nicht zensiert. Im Gegenteil, wie der Blick ins Archiv beweist; hier finden sich Dutzende Beiträge, in denen die Strategie von Monsanto, BASF und anderen Multikonzernen kritisch hinterfragt wird. Vom Porträt des kanadischen Farmers Percy Schmeiser (weltbekannter Monsanto-Bekämpfer und Träger des alternativen Nobelpreises) zum Streit über Bio-Patente ("Von der Krebsmaus zur Anti-Matsch-Tomate"); vom Gezerre um Genmais und Genkartoffel zum Gehampel um Gesetze, die Verbraucher schützen (sollen). Seitenweise Berichte, Hintergründe, Kommentare, ganze Serien - und das nicht erst seit neulich: Bereits vor zwölf Jahren haben Volksfreund-Reporter in einer Artikel-Reihe ausführlich über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der grünen Gentechnik aufgeklärt, vor bald zwanzig Jahren das Dilemma des Gen-Foods aufgegriffen ("Gedopte Schweine, genormte Menschen"). Sie sehen: Wir waren dran, wir sind dran, wir bleiben dran - für unsere Leser. Und kein Konzern schreibt uns vor, was wir zu tun oder zu lassen haben. Herzliche Grüße! Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur Lob, Kritik, Anregungen? E-Mail: forum@volksfreund.de Mehr Kolumnen im Internet: http://forum.blog.volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort