Leserbriefe Welch eine Frechheit!

Zur Armutsdebatte und zur Berichterstattung über die Essener Tafel schreiben Heinrich Ewen und Ralf Päßler:

Jede Woche kommen Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen in Deutschland an die Tafel; Menschen, die mit ihrem Haushaltsgeld nicht zurande kommen und darauf angewiesen sind, sich mit Lebensmitteln von der Tafel einzudecken. Das in diesem reichen Land!

Steuereinnahmen im Jahr 2017 = 674,6 Milliarden Euro, ein Plus von 26,3 Milliarden Euro wie im Jahr  davor. Nun ist die neue Regierung angetreten, um „dem Wohl der Menschen“ zu dienen. Was aber liest man in der Zeitung? „Die Selbstbedienung geht weiter!“ Was man hier erfahren kann, ist eine Verhöhnung der Menschen, die auf die Tafeln angewiesen sind.

Die Koalition hat die Zahl der Staatssekretäre auf 35 erhöht. Ein solcher erhält 20 000 Euro monatlich. Dazu Kosten für Büro, Personal und Fahrer. Für diese Staatssekretäre werden im Jahr eine halbe Million, also 500 000 Euro ausgegeben. Weiter liest man, dass verdiente Abgeordnete zu parlamentarischen Staatssekretären ernannt worden sind. Aber sie haben nur repräsentative Aufgaben und keine Verantwortung! Sie leben wie die Maden im Speck. Können diese so etwas verantworten im Angesicht der vielen „Tafeler“?

Über 700 Abgeordnete! Wer hat den Mut, diese Zahl um die Hälfte zu verkleinern? Nicht einmal die USA haben so viele Volksvertreter.

Heinrich Ewen, Wittlich

Zuerst muss man allen Ehrenamtlichen und Firmen dafür danken, dass sie sich einsetzen für Menschen, die – durch welche Umstände auch immer – finanziell so schlecht gestellt sind, dass sie sich nicht selbst versorgen können. Das ist keine Selbstverständlichkeit, und die Diskussion über die Arbeit der Tafeln zeigt, dass nicht allen bewusst ist, dass alles auf ehrenamtlicher Arbeit beruht. Sollte dies nun nicht mehr ausreichen, dann muss der Staat für Abhilfe sorgen. In dem Ganzen liegt ein großes soziales Konfliktpotenzial, und die Integration von Flüchtlingen und anderen Bedürftigen in die Gesellschaft kann nur gelingen, wenn diese Menschen auch menschenwürdig versorgt und gefördert werden. Dass es bei den Tafeln Verhaltensregeln gibt, sollte selbstverständlich sein. Wer diese nicht einhält, muss wie in allen Lebensbereichen mit Konsequenzen wie Zutrittsverbot rechnen, egal woher die Bedürftigen kommen.

Ralf Päßler, Trier

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