Selfie mit dem Parteichef Grünen-Vorsitzender Robert Habeck macht Wahlkampf in Trier

Trier · Der Grünen-Vorsitzende hat am Donnerstag in Trier gesprochen. Trotz des schlechten Wetters hörten 200 Menschen dem 49-Jährigen zu.

 Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) auf dem Kornmarkt in Trier im Gespräch mit Brigitte Alken (links) und Thea Sartor.

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) auf dem Kornmarkt in Trier im Gespräch mit Brigitte Alken (links) und Thea Sartor.

Foto: Friedemann Vetter

Geduldig hört Robert Habeck dem älteren Herrn mit den grauen Haaren zu. Es geht um Atomkraft, um Stürme und um Klimawandel, über das, was der ehemalige Bitburger Arzt und bekannte Atomgegner Klaus Jürgen Selig dem Chef der Grünen auf dem Trierer Kornmarkt erzählt.

Und der hört zu, nickt, auch als es beginnt zu regnen. Habeck, der sich über eine Stunde vor seinem Wahlkampfauftritt unter die rund 200 Zuhörer mischt, hat keine Berührungsängste. Immer wieder wird er angesprochen, um ein Autogramm gebeten oder ein Selfie. Der 49-Jährige, der zusammen mit Annalena Baerbock die Grünen seit fast eineinhalb Jahren führt, ist offensichtlich ein Star. Er finde ihn sympathisch und teile auch viele seiner Ideen, sagt ein Mann aus Konz (Trier-Saarburg), der sich gerade mit Habeck unterhalten hat. Jemand reicht dem Parteichef einen Regenschirm, als es heftig beginnt zu schütten.

Die Zuschauer suchen Schutz unter den Schirmen der umliegenden Restaurants und Cafés.

Die Stadt ist an diesem Donnerstagnachmittag voll. In Luxemburg ist der Europatag erstmals Feiertag. Viele Luxemburger nutzen das, um in Trier einzukaufen. Auch zwei prominente Grünen-Politiker aus dem Nachbarland nutzen den freien Tag, um ihre deutschen Parteifreunde zu unterstützen: Umweltministerin Carole Dieschbourg und Verkehrsminister François Bausch. Dieser steht am Rande des Kornmarkts und unterhält sich mit Habeck. Die beiden kennen sich. Für ihn sei selbstverständlich, seine deutschen Parteifreunde beim Wahlkampf zu unterstützen, sagt Bausch.

Und Habeck blickt bewundernd nach Luxemburg, wo ab März kommenden Jahres der Öffentliche Nahverkehr kostenlos werden soll. Das sei auch ein Beispiel für Deutschland im Hinblick auf den CO2-Ausstoss und die Klimaziele. Habeck spricht sich für eine CO2-Steuer aus. Die Einnahmen sollten aber nicht dem Staat zugutekommen, sondern sollten an die Bürger zurückgezahlt werden.

Wie Bausch, der sich wie auch seine deutschen Parteikollegen gegen den Moselaufstieg und stattdessen für einen Ausbau ausspricht, fordert auch Habeck eine Verkehrswende, mehr Busse und Bahnen, mehr Radwege, weniger Autoverkehr. Es müsse wieder mehr Nachtzüge in Europa geben, so könnte der Flugverkehr reduziert werden. Habeck ist an diesem Nachmittag mit dem Zug nach Trier gekommen von einer Wahlkampfveranstaltung in Koblenz. In seiner knapp 30-minütigen Rede warnt er vor zunehmendem Hass und einer Ausgrenzung. Er ruft zu Zivilcourage auf gegen Parteien, die spalten wollen. Während Habeck spricht, versucht ein Trierer NPD-Aktivist die Rede mit einer Trillerpfeife zu stören. Der Grünen-Chef lässt sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen, nimmt das zum Anlass, um auf die Gefahr von rechts hinzuweisen. Wohin Spalter führen könnten, zeige sich in Großbritannien. Er hoffe, dass die Briten sich noch besinnen und „doch noch bei uns bleiben in Europa“. Wie wichtig Europa und offene Grenzen seien, zeige sich vor allem in der Region Trier. Bausch spricht von einem „gelebten Europa“. Doch diese Errungenschaft sei nicht selbstverständlich und müsse stets verteidigt werden. Wie auch die Sicherheit, wie sich aktuell am ­Iran-Konflikt zeige.

Kritik übt er daran, dass Großkonzerne wie Amazon keine Steuern zahlen müssten, während kleine Händler wie die Buchhandlung ihren Beitrag leisteten. Habeck lobt das Engagement der Jugendlichen für den Klimaschutz. Eine von ihnen ist die Trierer Schülerin Ronja Heimann. Sie ist eine der Organisatoren der Fridays-for-Future-Demos in Trier und wird von einem Zuhörer scherzhaft „die Greta von Trier“ genannt. Sie appelliert eindringlich an die Erwachsenen, sich für Klimaschutz einzusetzen, bevor es „zu spät“ sei.

 Logo Europawahl 2019

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Immer wieder regnet es heftig. Es ist kühl. Ein Großteil der Zuhörer harrt trotzdem bis zum Schluss aus. Auch der Mann mitder störenden Trillerpfeife.

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