KArriere Berater

Zwei Arten der kopflosen Entscheidung gibt es: die Dummheit (weit verbreitet) und den Geniestreich (kommt selten vor). Die erste Gattung wird oft mit der zweiten verwechselt, besonders vom Urheber.

Dummheiten passieren, wenn jemand eine Situation verkennt. Solche Entscheidungen fallen vorzugsweise am grünen Tisch, wo jede Chance über-, jede Schwierigkeit unterschätzt wird. Nehmen Sie Terminzusagen! Chefs versprechen mehr, als ihre Mitarbeiter halten können. Die Manager von Airbus haben es beim A 380 vorgemacht. Hier war der Wunsch Vater von etwas, das viel zu dünn war, um die Bezeichnung Gedanken zu verdienen. Doch auch Geniestreiche kommen aus dem Bauch heraus. Nehmen wir an, ein Backpulver-Manager will sein Produkt für die Kunden attraktiver machen. Er beschließt, seinem Pulver die Gratisprobe eines Kaugummis beizulegen. Diese Beilage wird von den Kunden begeistert aufgenommen. Wie reagiert ein kopfgesteuerter Manager? Klar, er legt diese Gratisprobe auch künftig seinem Pulver bei. Und wie hat im Jahr 1892 ein gewisser William Wrigley aus Chicago reagiert? Er hat sein ganzes Geschäft umgestellt: von Backpulver auf Kaugummi. Keine rationale, aber eine äußerst erfolgreiche Entscheidung: Schon ein Jahr später brachte er Wrigley\'s Spearmint auf den Markt, eine Marke, die ihn zum reichen Mann und den Kaugummi zum Kultprodukt machte. Nicht jede Bauchentscheidung ist also eine Dummheit - aber auch nicht jede Dummheit lässt sich als Bauchentscheidung rechtfertigen. Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: der Bestseller "Ich arbeite in einem Irrenhaus" (Econ, 14,99 Euro). Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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