Jetzt schon zur Baumschere greifen?

Trier · Über den Winter haben Bäume und Sträucher eine Ruhepause eingelegt. Jetzt steigt der Saft wieder in die Äste. Dadurch werden Schnittwunden besser verschlossen. Der Obstbaumschnitt beginnt. Und auch einige Frucht- und Ziergehölze werden ausgelichtet.

Trier. Genau genommen müsste der Winterschnitt Vorfrühlingschnitt heißen. Denn schneiden sollte man bei frostfreiem Wetter im milden Moselweinbauklima ab Februar, in raueren Lagen von Eifel und Hunsrück sogar erst im März. Insbesondere bei Obstbäumen erscheint er als eine Wissenschaft für sich.
Die gute Nachricht zuerst: Je schwächer die Wuchsform, desto einfacher ist der Baumschnitt, und desto weniger muss geschnitten werden.
Schnittprinzip verstehen


Im Fall des Hausgarten-Spindelbaums stand das ideale Vorbild noch vor gut sechs Wochen im Wohnzimmer: Wie einen schön gewachsenen Weihnachtsbaum erzieht man das Kernobst. Von der senkrechten Achse gehen waagerecht stehende Äste in pyramidalen Etagen ab. Geschnitten wird jeweils die Stammverlängerung - bis zur gewünschten Endhöhe um jeweils 30 bis 40 Zentimeter. Seitentriebe formiert man waagerecht, beispielsweise mit Astklammern aus dem Handel, und kürzt nach Bedarf ein. Eine Stufe höher steigt man bei Hochstämmen für die Streuobstwiese ein. Hier sind professionelle Schnittkurse ratsam.
Generell geht es bei Gehölzen darum, das Schnittprinzip zu verstehen: Winterschnitt fördert das Wachstum. Sommerschnitt im Juli/August hemmt es. Wächst einem ein Gehölz über den Kopf, kürzt man es besser in belaubtem Zustand ein. Der Grund ist einleuchtend: Schneidet man im Sommer zurück, bleibt weniger Masse. Ihr Anteil bestimmt, wie viel Energie ein Laubgehölz für die Winterruhe zurück in die Wurzel ziehen und dort einlagern kann. Je weniger "Treibstoff" gespeichert wird, umso weniger kraftvoll treibt der Baum oder Strauch im nächsten Jahr aus.
Grundsätzlich regt jedes Schneiden den Austrieb an. Je radikaler der Schnitt, umso stärker das Triebwachstum.
Über den richtigen Schnittzeitpunkt entscheidet daher fast schon detektivischer Spürsinn. Jeder Fall ist anders gelagert. Das muss keine schlechte Nachricht sein. So lernt man den Charakter der garteneigenen Gehölze kennen.
Hände weg von malerisch wachsender Zaubernuss, Magnolien oder Felsenbirnen! Ihnen entfernt man lediglich Totholz. Mit Haselnusssträuchern dagegen muss man nicht zimperlich umgehen: Bis auf einen dickeren Stamm und acht bis zwölf Haupttriebe kann man sie im Februar bodennah zurückschneiden. Kartoffelrosen, die eine niedrige Hecke bilden sollen, stutzt man im Spätwinter bodennah. Beerensträucher die zu "dunklen Gestalten" heranzuwachsen drohen, werden ausgelichtet. Stachelbeeren gehören jetzt dazu.
Vor allem Hochstämmchen befreit man von allen schwachen und herunterhängenden Trieben.
Die Krone darf nicht zu schwer werden. Die Früchte brauchen Licht und Luft.
Strategie der Leuchtfarben


Falls noch nicht geschehen, schneidet man abgeerntete Ruten der Herbsthimbeeren. Ruten, die Knospen tragen, bleiben stehen. So kann man zweimal ernten.
Beim Hartriegel verfolgt man die Leuchtfarben-Strategie: Alle Triebe, die drei Jahre und älter sind, knapp über dem Boden kappen!
Für diesen Winter fallen die dekorativ rot oder gelb gefärbten Glanzlichter aus. Der Rückschnitt fördert jedoch den Austrieb neuer Ruten mit umso leuchtenderen Rindenfarben im nächsten Jahr.

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Extra

Für Rosen und Blütensträucher, die erst im Sommer in Blüte gehen, ist es noch zu früh für den Schnitt. Hier gibt die Forsythienblüte das Startzeichen. Ihre leuchtendes Gelb signalisiert: jetzt können Sommerflieder, Hibiskus, Spiraen, Fingerstrauch, Blauraute und Hortensien zurückgeschnitten werden. Blütensträucher, die wie Forsythie, Pfeifenstrauch, Deutzie, Kolkwitzie, Weigelie und andere Frühlingsblüher am vorjährigen Holz blühen, verjüngt man alle zwei bis drei Jahre nach der Blüte mit einem Schnitt. kf

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