Minidrache im Terrarium - Bartagamen werden schnell zahm

Leipzig (dpa/tmn) · Das Äußere täuscht: Bartagamen sind stachelig und schuppig, aber nicht gefährlich. Gönnt man der Echse nach dem Kauf ein paar Tage Ruhe, wird sie schnell zahm und nimmt Kontakt auf. Mit der richtigen Pflege werden die Tiere zehn Jahre und älter.

In die Kategorie unauffällig passt dieses Tier nicht: Auf den ersten Blick erinnert die Bartagame an einen Minidrachen. Charakteristisch ist der Hautsack unter Kopf und Kinn, den sie aufstellen kann - und der dem Reptil seinen Namen gibt. Im aufgeblähten Zustand stehen die weichen, aber spitzen Stacheln ab. Ist das Tier aufgeregt, färbt sich sein Bart dunkel, fast schwarz. Auch wenn das bedrohlich aussieht - gefährlich sind die Tiere nicht. Bei der Haltung der Echsen gibt es aber einige Dinge zu beachten.

Die Tiere gelten von Natur aus als zahm. „Ihr Fluchtreflex ist nicht so stark ausgeprägt“, sagt Michael Pees von der Klinik für Reptilien und Ziervögel an der Uni Leipzig. Allerdings quittierten die Agamen Stress mit Passivität. Nur weil das Tier ruhig in seinem Terrarium sitzt, heißt das noch lange nicht, dass es entspannt ist. „Das darf man nicht mit dem Verhalten bei Hund oder Katze gleichsetzen“, warnt der Tierarzt.

Gekauft werden sollten die Tiere am besten bei einem privaten Züchter, rät Peter Fritz, Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Dort könnten sich Halter auch gleich darüber informieren, womit die Reptilien seit ihrer Geburt gefüttert worden sind. Zoofachgeschäfte mit ihrem breiten Sortiment seien oft nicht auf Reptilien spezialisiert. Fritz hat selbst jahrelang Bartagamen zu Hause gehalten.

Für die Haltung der aus Australien stammenden Echse ist das Terrarium am wichtigsten. Es sollte am besten schon vor dem Kauf des Tieres vorbereitet sein. Um den Agamen genügend Ruhe zu gönnen, wird das Terrarium an drei Seiten abgeschirmt. Dazu eignet sich Folie oder ein Stück Pappe. Das Becken sollte 180 mal 80 mal 80 Zentimeter groß sein, damit die Agamen genügend Platz haben, sich zu bewegen. „Schlupflöcher und Klettermöglichkeiten sind außerdem wichtig“, sagt Daniel Kitzing, Tierarzt in der Tierklinik Biesdorf in Berlin. Steine, Wurzeln und Äste sollten deshalb so drapiert werden, dass sich mehrere Ebenen ergeben.

Anspruchsvoll sind die Echsen in Bezug auf Licht und Temperatur. Da sie ihre Körpertemperatur nicht selbst aufrechterhalten können, sind die Tiere auf ihre Umgebung angewiesen. Dabei ist es wichtig, verschiedene Temperaturzonen zu schaffen: In einer Ecke des Terrariums sollten es 45 Grad sein, auf der anderen Seite circa 28 Grad. Nachts sinken die Werte am besten auf Zimmertemperatur. Bei der Temperatur sollten Halter genau sein und sich nicht aufs grobe Schätzen verlassen: Täglich müssen die Höchst- und Tiefstwerte gemessen werden.

Um die Agamen nicht zu stressen, sollten sie nach dem Kauf einige Zeit in Ruhe gelassen und nicht angefasst werden. Wer noch andere Haustiere hält, achtet besser darauf, dass sie nicht an das Terrarium herankommen oder gar hinaufklettern können. Auf keinen Fall sollten zwei Männchen zusammengehalten werden. Gemischte Pärchen sind grundsätzlich kein Problem. Genauso gut gefällt es der Bartagame jedoch, ein Terrarium für sich allein zu haben.

Als Futter schmecken den Echsen, die bei guter Pflege 10 bis 15 Jahre alt werden können, sowohl Insekten als auch pflanzliche Nahrung. „Es reicht aber, Grashüpfer, Grillen oder Heimchen zweimal pro Woche zu füttern, da die Agamen sonst verfetten“, sagt Pees. Nicht sparen müssen Halter bei Gurken, Paprika oder den Blüten und Blättern von Hibiskus.

Literatur:

Liz Palika: Leben mit Bartagamen. Natur und Tier Verlag. 208 S., 19,80 Euro, ISBN-13: 978-3-931587727

Werner Preißer: Bartagamen zu Hause. Ulmer, 64 S., 7,95 Euro, ISBN-13: 978-3-800175741

Nach dem Kauf der Bartagame sollte das Tier nicht sofort ins Terrarium gesetzt werden, sondern in ein Extrabecken. Über einen Zeitraum von sechs Wochen können Halter zwei- bis dreimal eine Kotprobe beim Tierarzt abgeben und sie auf Parasiten untersuchen lassen. „Das ist nötig, weil man mit einer Probe nicht alle Parasiten auf einmal erwischt“, erklärt Peter Fritz von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Gibt der Arzt grünes Licht, kann die Echse ihre neue Behausung erkunden.

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