Impfung gegen Covid-19 Stiko hält sich mit Empfehlung zu Auffrischungsimpfung noch zurück

Berlin · Je weiter sich die gefährliche Delta-Variante in Deutschland verbreitet, desto dringlicher stellt sich die Frage nach der aufgefrischten Schutzimpfung. Die Ständige Impfkommission hält die Datenlage noch für zu dünn. Gesundheitsminister Spahn bereitet sich „gedanklich“ schon vor.

In der Debatte um mögliche Auffrischungsimpfungen hält die Ständige Impfkommission sich bislang noch mit Empfehlungen zurück.

In der Debatte um mögliche Auffrischungsimpfungen hält die Ständige Impfkommission sich bislang noch mit Empfehlungen zurück.

Foto: dpa/Frank Molter

In der Debatte um mögliche Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 hält der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, die Datenlage noch für zu dünn, um klare Empfehlungen abzugeben. „Für eine solide Antwort braucht es noch Daten, Zeit und Arbeit“, sagte Mertens. Dabei stellt sich die Frage nach der aufgefrischten Schutzimpfung umso dringlicher, je weiter sich die Delta-Virusvariante in Deutschland ausbreitet. Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts geht derzeit bereits jede zweite Neuinfektion auf Delta zurück. Dass sich die ansteckendere Variante in Deutschland durchsetzen wird, gilt als sicher.

Laut Stiko-Chef Mertens könne die Dauer der Schutzwirkung einer Impfung durch die sogenannten mRNA-Impfstoffe (Biontech und Moderna) nur in Verlaufsstudien bestimmt werden. Dabei müsse man genau definieren, ob der Schutz generell vor einer Covid-19-Erkrankung, vor schweren Krankheitsverläufen, Hospitalisierung oder Tod gemeint sei. „Das kann und wird wohl auseinanderklaffen“, sagte Mertens.

Zudem müsse man auch zwischen sogenannten Immunparametern, die im Labor bestimmbar sind, und der Schutzdauer einer Impfung unterscheiden. „Beides ist nicht bei allen gleich, sondern abhängig vom Alter und der Immunkompetenz des Geimpften ab“, sagte der Virologe. Die Studienergebnisse zu Immunparametern sind laut Mertens noch rar, weitere werden im Sommer erwartet.

Zuvor hatte eine neue Studie aus den USA gezeigt, dass der Impfschutz lange anhält und auch viele Monate nach einer Biontech-Impfung spezifische Antikörper gegen Sars-Cov-2 im Körper des Geimpften gebildet werden. Die Studie hatte die Hoffnung genährt, dass bei den mRNA-Impfstoffen keine regelmäßige Auffrischung notwendig ist.

In Deutschland empfehlen Wissenschaftler und Gesundheitsexperten eine dritte Impfung im Herbst bislang vor allem für Senioren und Menschen mit Immunschwächen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Donnerstag, man bereite mögliche Auffrischimpfungen für pflegebedürftige Menschen in Pflegeeinrichtungen „gedanklich“ bereits vor. „Ich rechne bald mit Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, was immunsupprimierte Menschen angeht und die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung“, sagte Spahn in Berlin. Dafür würde der Impfstoff aus den Lieferungen so beiseite gelegt werden, „dass es jedenfalls dann losgehen kann ohne Mangel, sondern die Auffrischimpfungen dann auch zügig in kurzer Zeit erfolgen können“.

In diese konkrete Vorbereitung wollte Stiko-Chef Mertens sich nicht einmischen. Die Stiko brauche im Augenblick keine „Signale“ der Bundesregierung, „sondern wie stets Daten“, sagte Mertens. „Diskussionen über notwendige Maßnahmen werden erfolgen.“

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