Drogen im Alltag Medizinstudierende halten Thema Sucht im Studium für relevant

Berlin · Ärzte haben in ihrem Berufsalltag häufig mit Suchterkrankungen zu tun. Das Thema spielt im Studium jedoch meist nur eine Nebenrolle. Nach Ansicht der Medizinstudierenden sollte sich das aber künftig ändern, ergab eine Umfrage.

 Alkohol-Abhängigkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem.

Alkohol-Abhängigkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem.

Foto: dpa/Silas Stein

Ob in den Praxen, oder in den Kliniken: Das Thema Suchterkrankung spielt in Alltag von Medizinern eine große Rolle. Allerdings werden Süchte und Substituierung oft nur am Rande des Medizinstudiums behandelt. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass Studierende der Medizin das gerne ändern würden. Interessant sind auch die Ergebnisse beim Thema Substitution.

Fast alle befragten Studierenden halten das Thema Suchterkrankungen im Rahmen des Medizinstudiums für wichtig oder sehr wichtig (95 Prozent). Jeweils eine deutliche Mehrheit der Befragten stimmt den Aussagen zu, dass Suchterkrankungen bereits im Medizinstudium thematisiert werden sollen, weil sie eine relevante Ursache vielfältiger Erkrankungen sein können und in der Bevölkerung sehr verbreitet sind. Immerhin drei Viertel der Befragten halten das Thema im Studium aufgrund der besonderen Anfälligkeit von Medizinstudierenden für Suchterkrankungen für relevant.

Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), hebt die Notwendigkeit hervor: „Wenn wir dauerhaft die ärztliche Behandlung suchtkranker oder suchtgefährdeter Männer und Frauen sichern wollen – und das müssen wir – brauchen wir mehr junge, engagierte und spezialisierte Ärztinnen und Ärzte.“ Dafür müsse bereits im Studium das Thema Suchterkrankungen ein festes Ausbildungsmodul werden. Auch müssten Niedergelassene Ärzte motiviert werden, die Substitutionsbehandlung anzubieten. „Das Thema muss mehrdimensional gedacht, die Weichen früher gestellt werden“, betont Blienert.

Am häufigsten waren die Studierenden mit den Themen Alkohol und Tabak konfrontiert, illegale Drogen und Medikamentenabhängigkeit folgen auf den Plätzen drei und vier. Alle Themenkreise spielen im Osten eine etwas größere Rolle als im Westen.

Mehr als drei Viertel der Befragten sind mit dem Begriff der Substitutionsbehandlung vertraut, 17 Prozent haben diesen Begriff schon einmal gehört, ohne jedoch dessen Bedeutung sicher zu kennen. Bei der Substitution wird das illegale Heroin durch ein ärztlich verschriebenes Opioid ersetzt (substituiert).

Lediglich fünf Prozent hatten den Begriff vorher noch nie gehört. Am häufigsten werden damit eine schwierige Klientel, hohe Bürokratie, Großstadtprobleme und fehlende Rechtssicherheit im Umgang mit dem Betäubungsmittelgesetz assoziiert Lediglich 28 Prozent der Studierenden können sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorstellen, sich in ihrer späteren Berufstätigkeit verstärkt der Behandlung Opioidabhängiger zu widmen.

(mün)
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