Frauenleiche gibt Polizei Rätsel auf

Die Polizei prüft nach dem Fund einer noch nicht identifizierten Frauenleiche zwischen den französischen Städten Metz und Thion ville mögliche Verbindungen zum Vermissten-Fall Tanja Gräff. Das Ergebnis soll heute feststehen.

Trier/Metz. Neben einem Waldweg des kleinen, nordwestlich von Metz gelegenen Städtchens Pierrevillers machte ein Spaziergänger am vergangenen Donnerstagabend eine grausame Entdeckung: Im Unterholz fand der Mann die unbekleidete Leiche einer jungen Frau. Die Obduktion bestätigte, was die alarmierte Polizei schon vor Ort vermutet hatte: Die zwischen 20 und 30 Jahre alte Frau wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, sie wurde stranguliert, der Leichnam wies schwere Schädelverletzungen auf.Fünf Tage später, am gestrigen Dienstag, war die Tote immer noch nicht identifiziert. Und auch erst gestern erfuhr die Trie rer Mordkommission über die in Luxemburg angesiedelte gemeinsame Stelle der Polizei der Großregion von dem Leichenfund. Das bestätigte deren Chef Bernd Michels auf Anfrage dem TV. Klar, dass in Trier vor dem Hintergrund des Vermissten-Falls Tanja Gräff sogleich sämtliche Alarmglocken läuteten. Die 21-jährige Studentin verschwand vor knapp drei Monaten unter mysteriösen Umständen auf dem Sommerfest der Fachhochschule. Die beim Trierer Polizeipräsidium eigens gebildete Sonderkommission FH, die auch von Bernd Michels geleitet wird, geht inzwischen davon aus, dass die junge Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Trotz umfangreicher Such- und Fahndungsaktionen gibt es aber bislang keine heiße Spur.Schon allein deshalb sind die Ermittler an jedem noch so kleinen Hinweis interessiert, der etwas mit ihrem Vermissten-Fall zu tun haben könnte. Nach Angaben von Soko-Chef Michels wurde gestern Nachmittag ein Abdruck des Zahnprofils der vermissten Tanja Gräff an die französischen Kollegen nach Metz gefaxt. Das Ergebnis des Vergleichs mit dem Zahnprofil der im Wald bei Pierrevillers (liegt gut 100 Kilometer von Trier entfernt) gefundenen Frauenleiche soll im Laufe des heutigen Tages feststehen, sagte Michels gestern Abend unserer Zeitung. Darüber hinaus soll auch der genetische Fingerabdruck verglichen werden.Beschreibungen unterschiedlich

Nach einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der französischen Polizei ist die unbekannte Tote 20 bis 30 Jahre alt, eher schmal und zweifelsfrei Europäer in. Die Frau war 1,60 Meter groß, wog etwa 55 Kilo und hatte mittellanges, dunkleres Haar. Als die Tote gefunden wurde, hatte sie nur gebrauchte, dunkelfarbige Schuhe an. Tanja Gräff wird auf den Fahndungs-Plakaten der Polizei als 1,70 Meter groß und sehr schlank beschrieben. Als die 21-jährige rothaarige Studentin verschwand, trug sie weiße Turnschuhe, blaue Jeans und ein braunes T-Shirt. Meinung Sand statt Öl im Getriebe Wenn Politiker in Sonntagsreden über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei ins Schwärmen geraten, dann loben sie auch immer wieder die in Luxemburg ansässige Koordinierungsstelle der Großregion. "Wir sind hervorragend vernetzt", geriet erst unlängst der rheinland-pfälzische Justizminister Georg Bamberger bei seinem Antrittsbesuch in Trier ins Schwärmen angesichts einer polizeilichen Zusammenarbeit, die keine Grenzen mehr zu kennen scheint. Das mag in vielen Fällen mittlerweile zutreffen, wie etliche Fahndungserfolge in den vergangenen Jahren zeigen. Aber es gibt eben auch immer wieder Ausnahmen. Besonders in der Zusammenarbeit mit den benachbarten französischen Kollegen scheint mehr Sand als Öl im Getriebe zu sein. Dass man nach dem Fund einer unbekannten Frauenleiche bei Metz im 100 Kilometer entfernten Trier erst fünf Tage später davon erfährt, ist - vor dem Hintergrund des Falls Tanja Gräff - ein absolutes Unding. Und ein Zeichen dafür, dass Sonntagsreden eben Sonntagsreden sind. r.seydewitz@volksfreund.de

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