Literatur Regionale Autoren und Verleger auf der Frankfurter Buchmesse: Was sie erleben, welche Anekdoten sie erzählen

Frankfurt/Trier/Birresborn · Der TV hat Aussteller aus dem Raum Trier auf der Frankfurter Buchmesse besucht. Manche können von schwarz gelagerten Ikea-Regalen erzählen, andere legen Geschichten von Oma auf oder stürmen Bestsellerlisten.

 Buchverkauf

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Foto: Florian Schlecht

Robert Seethaler liest vor einer großen Fangruppe aus seinem Bestseller-Roman „Das Feld“ vor, der von grimmig-dreinschauenden Leibwächtern bewachte Thilo Sarrazin schwadroniert über den Islam, Verkäufer wollen auf den übervollen Gängen des Messegeländes schnöde „Frankfurt“-Stofftaschen für 21,95 Euro als Schnäppchen anpreisen. Und überall, wo man nur hinschaut: Bücher, Bücher, Bücher. An diesem Wochenende darf das Publikum zur Frankfurter Buchmesse strömen, wo in diesem Jahr 7500 Aussteller ihre Stände aufgebaut haben. Auch aus der Region kommen Verleger und Autoren. Der TV hat sie besucht.

Revolution mit Ikea-Regalen: Der Trierer Rainer Breuer gehörte zu den Revolutionären, die in den siebziger Jahren eine Gegenbuch-Messe starteten, weil das große Event in Frankfurt die kleinen Verlage zu lieblos behandelt habe. „Unsere Stände haben wir mit Ikea-Regalen aufgebaut, die wir danach ein ganzes Jahr immer schwarz im Heizungskeller der Uni Mainz eingelagert haben. Nur der Hausmeister wusste davon“, erzählt der Leiter des Trierer Verlags „Édition trèves“. Breuer kehrte aber wieder zur klassischen Messe zurück, weil deren Macher nicht auf Konfrontation gegangen seien. In diesem Jahr erlebt der Trierer bereits seine 41. Buchmesse. Dabei hat er den Rheinland-Pfalz-Stand wachsen sehen, der bis zu 32 000 Euro koste und ohne Hilfe des Landes nicht zu bezahlen sei. Einmal, so sagt der Trierer stolz, sei dort sogar Mo Yan aufgetreten, als diesen noch kein Mensch gekannt habe. Jahre später war der Chinese plötzlich Literaturnobelpreisträger.

Legenden, die einst Oma erzählte: Christian Humberg ist ein Autor, der viele Seiten hat. Der Eifeler schrieb schon über Tokio Hotel, verfasste eine Trilogie zu Star Trek – und veröffentlicht liebend gerne Bücher über alte Eifellegenden. „Es geht um Geschichten, die mir meine Oma schon erzählt hat, als ich noch klein war“, sagt der Birresborner. „Ich erzähle sie nun neu für Kinder, die heute in der Eifel groß werden.“ Besuche auf der Frankfurter Buchmesse sind für Humberg kein Alltag. Als Jugendlicher sammelte er noch Autogramme von seinen Kindheitshelden wie Michael Ende. Als Chefredakteur der Schülerzeitung in Gerolstein kümmerte er sich um Busse, die zur Messe fuhren. „Es ist extra-geil, plötzlich selber auf der Messe vorlesen zu dürfen“, sagt Humberg. Dabei habe er das Gespür gelernt, was Kinder mit ihren Fragen in Wahrheit meinen. „Wenn die Kleinen fragen, ob ich in einem Schloss wohne, ist das wie die Erwachsenenfrage gemeint, ob ich von meiner Arbeit leben kann.“ Kann er – auch ohne Schloss.

Jubel im Krimi-Wohnzimmer: Ralf Kramp hat seinen Stand eingerichtet wie ein Detektivzimmer. Der Hillesheimer Krimiautor sitzt auf einem Chesterfield-Ledersofa, an der Wand hängt eine Barocktapete. „Entweder habe ich die fünf Rollen zum Einzelpreis von 2700 Euro bei einem italienischen Auktionshaus bekommen – oder bei Ebay für 15 Euro“, sagt Kramp dem TV-Reporter und lacht. „Welche Geschichte stimmt, bestimmen Sie.“ Der Eifeler ist auf der Messe gut gelaunt. Sein neuer Krimi ist in der Bestsellerliste der unabhängigen Verlage auf Platz neun geklettert. Die Idee für sein neuestes Werk hat der Eifeler auch schon. Verraten will er seinen Plan noch nicht. Genauso wenig die Tapetenauflösung. Na, dann halt bei der nächsten Messe ...

Literatur: Regionale Autoren und Verleger auf der Frankfurter Buchmesse: Was sie erleben, welche Anekdoten sie erzählen
Foto: Schlecht, Florian (TV)/Schlecht, Florian
Literatur: Regionale Autoren und Verleger auf der Frankfurter Buchmesse: Was sie erleben, welche Anekdoten sie erzählen
Foto: TV
Literatur: Regionale Autoren und Verleger auf der Frankfurter Buchmesse: Was sie erleben, welche Anekdoten sie erzählen
Foto: Florian Schlecht
Literatur: Regionale Autoren und Verleger auf der Frankfurter Buchmesse: Was sie erleben, welche Anekdoten sie erzählen
Foto: Florian Schlecht
 09.10.2018, Hessen, Frankfurt/Main: Martha Schoknecht (l) und Ruth Schildknecht stellen auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des Diogenes Verlags Zürich Bücher in ein Regal. Die weltgrößte Bücherschau findet vom 10. bis zum 14. Oktober statt. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

09.10.2018, Hessen, Frankfurt/Main: Martha Schoknecht (l) und Ruth Schildknecht stellen auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des Diogenes Verlags Zürich Bücher in ein Regal. Die weltgrößte Bücherschau findet vom 10. bis zum 14. Oktober statt. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Arne Dedert

Zwischen Camping und Grüffelo: Als Fotograf gehörte der Dauner Sven Nieder vor Jahren zu einem Team, das in Grönland die schmelzenden Gletscher für einen furiosen Bildband festhielt. Der Eifeler lernte im ewigen Eis seine Frau kennen. Nun steht er mit ihr auf der Buchmesse – und präsentiert sich als Verleger. Sein Geschäft, das noch mit der Gründung des Eifelbildverlags begann, ist gewachsen. Mit der Übernahme des Regionalia Verlags hat sich die Gesellschaft Kraterleuchten geformt. Nieder ist dabei ein Fan des gedruckten Werks, nicht des E-Books. „Was in der Musik die Langspielschallplatte ist, ist unser Anspruch bei Büchern. Wir feiern das Buch, weil es Geborgenheit vermittelt“, sagt Nieder, der sich während der Messe auf einem Campingplatz niederlässt – und auch als Fan in Frankfurt ist. Mit seiner Tochter, verrät Nieder, müsse er einen echten Star besuchen. Nicht Robert Seethaler – sondern Kinderheld Grüffelo.

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