Atomunfall von Fukushima wirkt nach: Die Schutzzonen werden erweitert

Trier · Das Bundesumweltministerium hat die Evakuierungszonen im Fall eines Unfalls in einem Atomkraftwerk erweitert. Für den Katastrophenschutz rund um das Kernkraftwerk Cattenom hat das wohl kaum Auswirkungen.

Trier. Die Atomkatastrophe von Fukushima vor drei Jahren hat wieder einmal deutlich gemacht: Radioaktive Strahlung hält sich nicht an Katastrophenpläne. Fukushima hat gezeigt, dass weit größere Gebiete unmittelbar verseucht wurden, als zuvor angenommen worden war. Daher hat die Strahlenschutzkommission, ein ehrenamtliches Expertengremium, die das Bundesumweltministerium berät, beschlossen, die Katastrophenschutzplanung für den atomaren Notfall in Deutschland anzupassen. Die Zonen, in denen evakuiert werden soll, wurden erweitert. Die sogenannte Zentralzone unmittelbar rund um das betroffene Atomkraftwerk umfasst künftig fünf statt zwei Kilometer. Innerhalb von sechs Stunden soll diese geräumt werden. Die Mittelzone wurde von zehn auf 20 Kilometer erweitert. 24 Stunden nach Alarmierung soll darin die Evakuierung abgeschlossen werden.
Für die Katastrophenplanung für das Kernkraftwerk Cattenom habe diese Änderung, über die die Länder Anfang der Woche vom Bundesumweltministerium informiert wurden, kaum Auswirkungen, so ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums. Auf rheinland-pfälzischer und saarländischer Seite besteht bereits seit langem ein Evakuierungsplan für ein Gebiet von 25 Kilometern rund um die Anlage. Diese Zone umfasst im Saarland Teile des Kreises Merzig-Wadern und in Rheinland-Pfalz fast den kompletten Saargau im Kreis Trier-Saarburg.2000 Bürger betroffen


2000 Bürger müssten dort zunächst mit Jodtabletten versorgt werden, um die Aufnahme von Radioaktivität zu verhindern. Und sie müssten je nach Lage innerhalb von 24 Stunden das Gebiet verlassen. In einem Radius von 100 Kilometern rund um das betroffene Atomkraftwerk, in der sogenannten Außenzone, soll im Katastrophenfall die Strahlung ständig überwacht werden. Die Bevölkerung soll sich möglichst im Haus aufhalten, Kinder und Schwangere sollen mit Jodtabletten versorgt werden. Die sogenannte Zentralzone umfasst im Fall von Cattenom ausschließlich französisches Gebiet. Daher gilt für diese Zone nicht die Empfehlung der deutschen Strahlenschutzkommission. Frankreich hat eine eigene Katastrophenschutzplanung.
Die Änderungen der Katastrophenschutzpläne stellen Rheinland-Pfalz vor allem in der Umgebung des nahe der Landesgrenze liegenden Atomkraftwerks im baden-württembergischen Philippsburg vor enorme Herausforderungen. Durch die Ausweitung der Evakuierungszone müssten bis zu 330 000 Personen, davon bis zu 20 000 immobile Patienten, innerhalb von 24 Stunden aus dem Gebiet geschafft werden, sagt der Ministeriumssprecher. "Wir stehen hier vor der größten Evakuierungsplanung, die in Friedenszeiten in Deutschland durchgeführt würde." Eine Arbeitsgruppe sei bereits dabei, die notwendigen Maßnahmen zu planen.

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