Auf Diebestour mit Säge, Kleber und Fußbodenleiste

Trier · Drei Tatverdächige verhaftet - mehr als 100 Geldautomaten-Diebstähle wahrscheinlich geklärt: Diese Zwischenbilanz ziehen saarländische Fahnder nach den erst wenige Tage zurückliegenden Festnahmen der mutmaßlichen Kriminellen. Deren Modus Operandi wirkt im Computerzeitalter eher antiquiert.

Trier. Fußbodenleisten, Sägen, Kleber: Diese und andere Utensilien fanden die Ermittler am Wochenende im Wagen der im hessischen Friedberg auf frischer Tat ertappten drei Verdächtigen. Das Trio soll über Monate hinweg in Südwestdeutschland Geldautomaten manipuliert und auf diese Weise Bankkunden abgezockt haben. Damit am Automaten kein Verbraucher misstrauisch wird, müssen die Langfinger zuvor handwerklich ordentlich gearbeitet haben: Über den Geldausgabeschacht wird ein täuschend echter Verschluss geklebt, der innen mit einer Klebefolie versehen ist. Die Folie verhindert, dass das Geld ausgegeben oder wieder vom Automaten eingezogen wird.
Umständliches Verfahren


Dafür brauchen die Betrüger Leisten und Kleber, wie sie am Wochenende auch in dem Fahrzeug der drei Tatverdächtigen gefunden wurden. Die inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Männer aus Rumänien sollen für Dutzende Taten verantwortlich sein, darunter auch zahlreiche Manipulationen im Bereich des Trierer Polizeipräsidiums.
Die Cash Trapping (Geldfalle) genannte Methode sorgt vermehrt für Schlagzeilen, seit das zuvor so beliebte Ausspähen von Kartendaten (Skimming) nicht mehr so einfach funktioniert. Grund: Die Banken haben viel Geld in eine neue Anti-Skimming-Technik investiert.
Deshalb haben auch die Kriminellen umgesattelt und "machen jetzt Skimming für Arme", wie ein Ermittler die Cash-Trapping-Methode scherzhaft nennt. Deren Vorteil sei, dass sie schneller gehe als das Ausspähen, also weniger Vor- und Nacharbeit benötige, andererseits aber auch weniger Geld einbringe. Wenn ein paar Geldscheine an der Folie kleben, müssen die Gangster die Vorrichtung auch schon wieder entfernen oder neu installieren. Ein ziemlich umständliches und vom Prozedere her eher antiquiertes Verfahren.

So verhalten sich Bankkunden richtig:
Überprüfen Sie den Geldautomaten und seine Umgebung. Bemerken Sie etwas Ungewöhnliches oder kommen Ihnen Personen verdächtig vor, verschieben Sie die Bargeldauszahlung.
Achten Sie darauf, dass das Ausgabefach des Geldautomaten frei zugänglich ist und keine Vorbauten oder Verblendungen hat. Rütteln Sie an verdächtigen Stellen, um beispielsweise erhöhte Tastaturfelder, einen manipulierten Karteneinzugsschlitz oder Klebeschienen zu erkennen.
Behalten Sie den Karten- und Geldausgabeschacht immer im Blick, zählen Sie die ausgegebenen Geldscheine sofort nach.
Wird das Geld nicht wie gewohnt ausgegeben, bleiben Sie in jedem Fall am Automaten und lassen Sie sich nicht von einem vermeintlich hilfsbereiten Fremden oder wartenden Kunden weglocken.
Bitten Sie stattdessen einen anderen Kunden, einen Bankmitarbeiter zu holen, oder verständigen Sie in konkreten Verdachtsfällen die Polizei.
Extra

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