Bildung muss bezahlbar sein

Es gibt Ausgaben, über die kann man sich ärgern, aber man kommt einfach nicht an ihnen vorbei. Energiekosten oder Ausgaben für Lebensmittel zum Beispiel. Auch Geld für Schulbücher fällt darunter. Jedes Jahr in den Sommerferien wird Eltern schulpflichtiger Kinder schmerzhaft vor Augen geführt, wie teuer Bildung ist.

Wer mal eben so 300 Euro für Schulbücher (für ein Kind) auf den Tisch legen muss, jammert zu Recht, aber er hat keine Wahl - es gibt keine echte Lernmittelfreiheit in Rheinland-Pfalz.Wenn selbst Normalverdiener mit mehr als einem Kind überlegen müssen, wie sie das Geld für die Schulbücher zusammenkratzen, stimmt etwas nicht. Zumal es ja nicht bei den Ausgaben bleibt: Schulausflüge, Kopiergeld, Förderverein.

Kinder sind teuer. So teuer, dass sich immer mehr Eltern, vor allem mit geringerem Einkommen, eine gute Bildung nicht mehr leisten können. Daher ist es richtig, dass der Gewerkschaftsbund Alarm schlägt. In keinem anderen europäischen Land ist Bildung derart vom Geldbeutel der Eltern abhängig wie bei uns. Wenig hilfreich, ja geradezu beleidigend ist es dann schon, wenn der Verband der Schulbuchverlage aus reinem Eigeninteresse Eltern vorwirft, sie würden zu wenig Geld für die Schulausbildung ausgeben. Auch der richtige Vorstoß von Bundes-Bildungministerin Schavan, Einheits-Schulbücher einzuführen, die wegen der größeren Auflage billiger sind als die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Auflagen, wurde von dem Verband plump abgelehnt. Immerhin wurde damit und mit dem Thema Zentralabitur eine (immer noch) notwendige Diskussion über einheitliche Bildungs-Standards losgetreten. Auch wenn fast alle Bundesländer - einschließlich Rheinland-Pfalz - dem Zentralismus eine Absage erteilt haben, ist der von Schavan vorgeschlagene Weg richtig.

Vorraussetzung dafür ist aber, dass zunächst einmal in den Bundesländern verbindliche Standards eingeführt werden. Dazu zählen auch einheitliche Schulbücher in den jeweiligen Schultypen. Auch das wird in Mainz abgelehnt, die Schulen sollen selbst bestimmen. Mit der Folge, dass die Lernmittel von Jahr zu Jahr teurer werden. Immerhin gibt es in Rheinland-Pfalz einen Kompromiss: Lernmittelfreiheit für Geringverdiener. Aber das ist zu wenig. Zu einer familienfreundlichen Politik, wie sie Ministerpräsident Kurt Beck immer wieder propagiert, gehört auch Lernmittelfreiheit für alle.

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