Buch-Gutscheine für 130 000 Schüler

MAINZ. Rheinland-Pfalz weitet die Hilfen für Lernmittel aus: Rund 20 000 Schüler mehr als bislang werden im Schuljahr 2007/2008 Gutscheine erhalten, die zudem im Wert aufgestockt werden.

Die Aufstockung der Landesgelder für die Lernmittelfreiheit um 50 Prozent auf 13,18 Millionen Euro und die Festsetzung neuer Einkommensgrenzen lässt im kommenden Schuljahr rund jeden vierten Schüler in Rheinland-Pfalz in den Genuss von Lernmittelgutscheinen kommen. Die Einkommensgrenzen werden erstmals nach elf Jahren angepasst. Mit den neuen Sockelbeträgen werde die Zahl der geförderten Kinder und Jugendlichen von 110 000 auf 131 000 steigen, schätzt Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Die neue Verordnung sieht vor: Der Sockelbetrag des Elterneinkommens bei einem Kind steigt auf 26 500 Euro (bislang: 21 480 Euro). Für allein Erziehende gilt eine Grenze von 22 750 Euro (bislang: 18 410 Euro). Für jedes weitere Kind steigen die Grenzbeträge um 3750 Euro (bislang 3070 Euro). Die Grundbeträge für die Gutscheine, die sich je nach Schulart und Klassenstufe unterscheiden, steigen im Schnitt um 20 Prozent und liegen künftig zwischen 50 und 203 Euro bei allgemein bildenden Schulen sowie 68 und 221 Euro in berufsbildenden Schulen. Familien mit bis zu zwei Kindern erhalten 75 Prozent des Gutscheinwertes. Familien mit drei und mehr Kindern erhalten 100 Prozent des Gutscheinwertes. Schüler in Förderschulen und Jugendliche im Berufsvorbereitungsjahr erhalten weiterhin alle Schulbücher ausgeliehen. Ministerin Ahnen sieht die Lernmittelhilfe über Gutscheinsystem als zweckmäßiger an als Ausleih- oder Mietsysteme anderer Bundesländer. Eine Bücherausleihe bringe ältere Buchbestände und Verwaltungsaufwand mit sich, so die Bildungsministerin. Eine Ausleihe für alle gab es in Rheinland-Pfalz lediglich in den Jahren 1992 bis 1994. Danach wurde wieder zum Bonus-System zurückgekehrt. Bundesweit gibt es dieses System nach einer Übersicht des Instituts für Bildungsmedien (getragen vom Verband der Schulbuchverlage VdS) nur noch in Schleswig-Holstein, Bremen, Hessen und Baden-Württemberg. Viele Länder sind in den vergangenen Jahren von der vollen Lernmittelfreiheit abgerückt. In Nordrhein-Westfalen, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern sind Eltern mit einem Eigenanteil an der Beschaffung auf der Basis der Ausleihe beteiligt. In Bayern und Thüringen müssen Bücher gemietet werden ("Büchergeld" zwischen 20 und 50 Euro pro Schuljahr). Das Saarland hat eine ähnliche Regelung wie Rheinland-Pfalz. Nach Angaben der Schulbuchverlage wurden 1991 bundesweit noch 400 Millionen Euro für die Anschaffung neuer Bücher ausgegeben. 2005 waren es trotz einer Million mehr Schüler nur noch 230 Millionen Euro. Allerdings stiegen gleichzeitig auch die Ausgaben für elektronische Unterrichtsmedien. Während in Baden-Württemberg und Hessen nach Angaben des Instituts für Bildungsmedien die Familien durchschnittlich nur zwischen zehn und 25 Prozent zu den Lernmitteln ihrer Kinder beisteuern müssen, liegt der private Anteil in Rheinland-Pfalz bei 75, im Saarland, in Hamburg und in Bayern bei 80 Prozent. Nach einer Übersicht des Instituts am Beispiel Hamburg fielen 2002 für einen Grundschüler im Schnitt jährlich 66 Euro für Lernmittel an. In den weiterführenden Klassen verdoppelt sich dieser Betrag und wächst in einzelnen Jahren auf mehr als 140 Euro an.

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