Ein Amigo und drei Affen

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen: Max Strauß hält es mit den drei Affen. Er verschließt Augen und Ohren - und schweigt beharrlich. So hat er es gelernt von seinem Übervater Franz Josef, der das Aussitzen von Affären einst perfektionierte.

Scheibchenweise zugeben, was sich nicht länger leugnen lässt - die Salami-Taktik, hinlänglich bekannt aus billigen Komödien, immer wieder aufgeführt von Politikern und ihren Schranzen vor Untersuchungsausschüssen und Gerichten. Acht Jahre lang ermittelten die beinharten Fahnder gegen Strauß junior, häuften Aktenberge an, enttarnten falsche Fährten und befragten Zeugen mit bedauerlichen Erinnerungslücken wie Edmund Stoiber. Das Landgericht Augsburg sieht es nun als erwiesen an, dass der 45-jährige Rechtsanwalt vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber Provisionen in Höhe von 2,6 Millionen Euro erhalten und nicht versteuert hat. Die Quittung: drei Jahre und drei Monate Gefängnis. Uff, das sitzt: Strauß sieht aus wie ein Mann, der gerade auf dem elektrischen Stuhl festgeschnallt wird, während draußen seine Frau den Staatsanwalt küsst. Das Urteil hat Signalwirkung: eine klare Absage an das Gesetz des Klüngelns. "Man kennt sich, man hilft sich", die Philosophie der Amigo-Gesellschaft versagt - zumindest in diesem Fall. Max Strauß, wegen Beihilfe zum millionenschweren Anlagebetrug bereits vor drei Monaten zu einer Geldstrafe verknackt, wähnte sich anscheinend sicher. Nicht ohne Grund. Lange Zeit funktionierte das Kartell der "guten Freunde": Mit Hilfe undichter Stellen in den Behörden gelang es Strauß, mögliche Beweise zu entsorgen. Man warnte ihn vor einer bevorstehenden Hausdurchsuchung, er löschte (aus Angst vor Viren-Befall, ha!) seine Computer-Festplatte, dann verschwand der digitale Datenspeicher vollends. Seltsame Zufälle. Er hat die Spuren verwischt, aber nicht gründlich genug. Das lässt hoffen: Denn Max Strauß drehte nur ein kleines Rad der komplizierten Maschine, die der Waffenhändler Schreiber steuerte. Der Politikersohn kassierte nach Meinung des Gerichts "Vermittlungsgebühren" für Airbus- und Panzergeschäfte mit Kanada, Thailand und Saudi-Arabien. Wer davon noch profitierte, liegt weitgehend im Dunkeln. Bis hin zu Altkanzler Kohl haben alle Befragten "vergessen", dass sie mit Finsterlingen wie Schreiber je zu tun hatten. Sicher ist nur: Es gibt Mitwisser, darunter den soeben verhafteten Ex-Staatssekretär Pfahls. Wenn der auspackt, zittern viele Großkopferten. Hinter allem steht die Frage, ob die "politische Landschaftspflege", das systematische Schmieren, fürs Abwickeln von Geschäften hierzulande flächendeckend üblich ist - wie in einer Bananenrepublik. Dagegen kann der Rechtsstaat Zeichen setzen - indem er Protagonisten der Amigo-Kultur wie Max Strauß das Handwerk legt. p.reinhart@volksfreund.de

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