Loben kann man nie genug

TRIER. Wutanfälle, Quengeleien und Ungehorsam gehören zum Familienalltag und bringen die Eltern oft an den Rand des Nervenzusammenbruchs.Spätestens dann stellt sich die Frage: Erziehe ich mein Kind richtig? Eine neue Erziehungsmethode zielt darauf ab, Kinder positiv zu erziehen: Triple P.

Elternkennen die Situation: Zum zehnten Mal fordert man die Kleine auf,endlich ins Bett zu gehen. Oder im Supermarkt: Zum wiederholtenMal gibt man ihr zu verstehen, dass das Überrraschungs-Ei imverlockenden Regal bleibt. Ohne Zweifel: Machtspielchen, Trotzund Aggressionen zerren an den Nerven und belasten alleFamilienmitglieder gleichermaßen. Ein positivesErziehungsprogramm, das so genannte Triple P, will Eltern Wegeaus der Hilflosigkeit und Überforderung zeigen und zu einerentspannten Familienatmosphäre beitragen. "Triple" heißt übersetzt "dreifach". Und die drei P stehen für "Positive Parenting Program - Positives Erziehungsprogramm". Es wurde von dem australischen Professor Matthew Sanders entwickelt und von Professor Kurt Hahlweg von der Technischen Uni Braunschweig übersetzt und an deutsche Verhältnisse angepasst.

"Triple P hilft Eltern, ihre Kinder ohne Schimpfen, Schreien und Ausrasten zu erziehen", versichert Familientherapeutin Barbara Gorges-Wagner aus Saarburg. Sie hat sich vor zwei Jahren zur Triple-P-Trainerin ausbilden lassen. Kein bisher gekanntes Erziehungsprogramm wirke so schnell und effizient. "Familien berichteten schon nach kurzer Zeit von einer angenehmeren Atmosphäre", so Gorges-Wagner. Die Eltern konnten Einschlafproblemen, schreienden Kindern oder Geschwisterstreit mit dem neu erlernten pädagogischen "Handwerkszeug" erfolgreich begegnen. Gorges-Wagner: "Triple P gibt die Verantwortung von Erziehung an die Eltern zurück." Eltern können positives Erziehen lernen: Die kindliche Entwicklung soll gefördert werden, mit kindlichem Verhalten soll in einer konstruktiven, nicht verletzenden Weise umgegangen werden.

Triple-P-Experten gehen davon aus, dass die Grundlage für jegliche Verhaltensänderung eine positive Beziehung zum Kind ist. "Überforderte Eltern verlieren häufig den Blick für die guten Seiten ihres Kindes", weiß Gorges-Wagner. Ein wichtiger Tipp des positiven Erziehungsprogramms lautet daher: Schenken sie ihrem Kind Aufmerksamkeit und wertvolle Zeit. Dazu gehöre, mit dem Kind zu reden, ihm mit Interesse zuzuhören und vor allem körperliche Zuneigung zu zeigen. "Es reichen ein bis zwei Minuten, in denen Eltern dem Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Viele solcher Inseln sind wichtiger als einmal am Tag eine ganze Stunde Zuwendung", sagt Yvonne von Wulfen, Triple-P-Expertin am Institut für Psychologie in Münster.

"Das Loben müssen viele Eltern erst wieder lernen, die eigene häufig durch wenig Lob geprägte Biographie steht oftmals im Weg", sagt Gorges-Wagner. Ebenso seien Familienregeln, klare Anweisungen und logische Konsequenzen für eine effektive Erziehung unerlässlich. "Wir haben das Rad der Erziehung nicht neu erfunden, doch wir wissen, wenn Kinder eine positive Erziehung genießen, haben sie eine größere Chance, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, und die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensauffälligkeiten verringert sich", sagt Yvonne von Wulfen.

Weitere Informationen zu Triple-P gibt es unter www.triplep.de oder unter Telefon 0251/518941.

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