Neue Angst vor Terror

WASHINGTON. (die) Schwerbewaffnete Patrouillen an der Golden Gate-Brücke in San Francisco, Auto-Kontrollen an den Zufahrtsstraßen zu wichtigen Flughäfen, Nationalgardisten vor Kernkraftwerken - die USA zeigen sich im vorweihnachtlichen Ausnahmezustand.

"Alarmstufe Orange", die zweithöchste Warnstufe auf der Farbskala möglicher Terrorattacken, sorgt vor den Festtagen für lange Schlangen an den Sicherheitskontrollen, bedrückte Gesichter und düstere Prognosen. "Die Informationen, die wir besitzen, deuten darauf hin, dass Extremisten im Ausland mit neuen Anschlägen rechnen, die in ihrer Dimension die Opferzahlen des 11. September 2001 noch übertreffen könnten", hatte Heimatschutz-Minister Tom Ridge in einer überraschend anberaumten Pressekonferenz verkündet. Ausgerechnet zum Höhepunkt der weihnachtlichen Reisesaison müssen sich also Millionen Bürger und Touristen aus dem Ausland auf erhebliche Wartezeiten und scharfe Kontrollen an den Reise-Drehkreuzen einstellen. Die neuen Informationen, die nach Angaben von Minister Ridge aus "zuverlässigen Quellen" stammen, weisen zwar nicht auf ein spezielles Ziel der Terroristen hin. Doch nach Einschätzung der US-Regierung habe die El Kaida-Organisation ihre am 11. September 2001 eingesetzte Methode der Flugzeug-Entführung noch nicht aufgegeben. "Ein konstanter Informationsfluss zeigt uns, dass Flugzeuge in den Planungen weiter eine wichtige Rolle spielen", sagt Ridge. Landesweit wurde gleichzeitig mit dem Sicherheitscode "Orange" auch ein Flugverbot über großen Sportstadien verhängt, nachdem in den nächsten Wochen die Endrundenspiele im American Football anstehen. Die Stadtverwaltung von Chicago bat sogar die Luftfahrtbehörden, die Flugrouten über der Innenstadt nach außen zu verlegen. Auch in New York waren die verschärften Sicherheitsmaßnahmen gestern bereits erkennbar. An den Zufahrtsstraßen nach Manhattan wurden verstärkt Kontrollen an Lkw vorgenommen, und Bürgermeister Michael Bloomberg ordnete für die Polizeikräfte der Millionenmetropole ausgerechnet für die Feiertage Überstunden an, um Brücken, Tunnels und das Bankenviertel rund um die Wall Street abzusichern. "Keine Stadt ist besser vorbereitet als New York", sagt Bürgermeister Bloomberg. Allerdings rechnet die US-Regierung auch mit der Möglichkeit, dass US-Einrichtungen im Ausland stärker als bisher gefährdet sind. So wurden unter anderem die Sicherheitsvorkehrungen für die amerikanische Botschaft in Berlin und in anderen europäischen Hauptstädten verstärkt.

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