Saft- und kraftlos

Bis vor zweieinhalb Monaten war Christian Baldauf im Bezirk Trier so unbekannt wie die meisten Landtagsabgeordneten aus Eifel-Mosel-Hunsrück in Baldaufs pfälzischer Heimat. Nach der verheerenden Wahlschlappe der Landes-CDU Ende März ist der 38-jährige Jurist innerhalb weniger Tage vom Hinterbänkler zum Hoffnungsträger avanciert.

So eine Blitzkarriere ist nur möglich, wenn eine Partei völlig am Boden liegt und der personelle Fundus begrenzt ist. Baldauf soll nun richten, was sein Vorgänger Christoph Böhr nicht vermochte: Er soll die intern immer noch gespaltene Partei einen und sie 2011 nach dann 20-jähriger Opposition wieder zurück auf die Mainzer Regierungsbank führen. Eine Herkulesaufgabe, an der schon Böhr scheiterte. Bei Christian Baldauf kommt noch hinzu, dass er die nach der März-Schlappe völlig saft- und kraftlosen CDUler neu motivieren muss. Da ist die Programmatik zunächst Nebensache. Gefragt sind vielmehr Rhetorikkünste und Begeisterungsfähigkeit. Zwei nicht zu unterschätzende Politiker-Begabungen, an denen es dem Frankenthaler Juristen fehlt. Baldaufs verbaler Konter auf die Regierungserklärung Kurt Becks in der vergangenen Woche und sein Auftritt beim hiesigen Bezirksparteitag haben die Schwächen des CDU-Hoffnungsträgers überdeutlich gemacht. So redet ein kurz vor der Pensionsgrenze stehender Dozent an der Uni, aber kein taufrischer Oppositions- und Parteichef, der eine daniederliegende Truppe mitreißen will. Es ehrt Christian Baldauf, dass er sich in einer für die rheinland-pfälzische CDU mehr als schwierigen Situation bereit erklärt hat, Verantwortung zu übernehmen. Nicht ausgeschlossen, dass er eines Tages ein kraftvoller Fraktionschef und ein charismatischer Parteivorsitzender sein kann. Bis dahin allerdings ist es noch ein weiter Weg. r.seydewitz@volksfreund.de

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