Kurz, knackig, klasse

MÜNCHEN. Viel Folklore, viel Frohsinn, viel Jubel: Komprimiert in einer halben Stunde wurde gestern im Münchener WM-Stadion die 18. Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet.

Wenn es um Protokoll-Fragen geht, wird beim Weltfußballverband Fifa minutiös geplant. Um Punkt 16.23 Uhr startete gestern im Münchener WM-Stadion mit einem Vortrag des Tölzer Knabenchors die Eröffnungsfeier zur Fußball-WM. 32 Minuten und 33 Sekunden später begann der letzte Programmpunkt, die Auszugsparade. Dazwischen lag ein von rund 1400 Mitwirkenden gestaltetes Programm, das den Bogen vom traditionellen und modernen Deutschland in die Welt spannte. Dass als einziges traditionelles (gesamt-) deutsches Element bayerische Trachten, Lederhosen und Schuhplatteln herhalten mussten - Schwamm drüber. Ein schöner Anblick war es trotzdem. Für das moderne, weltoffene Deutschland standen die Berliner Deutsch-Hip-Hop-Band Seeed und Breakdancer. Die in ihrem kulturellen Teil ungezwungene und Gänsehaut erzeugende Eröffnungsfeier machte deutlich, dass Deutschland das WM-Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" mit reichlich Leben füllen will. Gerne setzen Organisatoren von Eröffnungsfeiern auf Kinder, die sich schon sehr gut mit ihrer Stimme oder einem Instrument in Szene setzen können. Da machte die von Thomas Gottschalk moderierte Feier in München keine Ausnahme. Die jungen Stars waren Xaver und Bella, zwei neunjährige Kinder aus dem Chiemgau. Xaver überzeugte als Fanfarenbläser, Bella winkte erwartungsfroh den 59 416 Zuschauern im ausverkauften Stadion zu. Ein ungleiches Duo brachte die WM-Trophäe aufs Feld. Brasiliens Fußball-Ikone Pelé stand Model Claudia Schiffer zur Seite, die von der Fifa fast ein wenig ehrfurchtsvoll als "eine der schönsten Frauen Deutschlands" angekündigt wurde. Nicht jedoch wegen ihres Anblicks blieb Franz Beckenbauer, Chef des WM-Organisationskomitees, im Stadion stumm. Bei der offiziellen Eröffnungszeremonie durch Bundespräsident Horst Köhler blieb er ebenso im Hintergrund wie Fifa-Präsident Joseph Blatter. Weil es im Vorfeld zu Streit ums Rederecht für Blatter und Beckenbauer gekommen war, trat einzig Köhler ans Mikrofon. "Endlich geht es los. Wir freuen uns auf Fußball, Fußball, Fußball", sprach er den Fans aus der Seele. Ursprünglich sollte der Startschuss für die WM in Deutschland mit einer vom Eröffnungsspiel abgekoppelten Gala am 7. Juni im Berliner Olympiastadion fallen. Zu Beginn des Jahres wurde sie von der Fifa gestrichen. Offizielle Begründung: Der Rasen in der Hauptstadt-Arena hätte zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden können. Doch den Pomp einer Gala vermissten viele nicht. Ergreifend wurde es, als 160 Weltmeister früherer Tage den Rasen betraten - unter ihnen zum Beispiel Diego Maradona, Horst Eckel und die gesamte deutsche Weltmeister-Elf von 1974. Kurz vor 17 Uhr, nach dem espritreichen offiziellen Fifa-WM-Song "Celebrate the day" von Herbert Grönemeyer und dem afrikanischen Pop-Duo "Amadou & Mariam", war das kurzweilige Spektakel vorbei. Viele helfende Hände brachten binnen weniger Minuten den abgedeckten Rasen wieder ans Tageslicht. Der Platz war bereitet fürs kickende Personal aus Deutschland und Costa Rica.

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