900 000 Kilometer durch die Eifel

Bitburg · Knapp 900 000 Kilometer haben die Mitarbeiter des DRK-Rettungsdiensts Bitburg-Prüm in diesem Jahr zurückgelegt. Dass die Rettungskräfte so viel unterwegs sind, liegt nicht zuletzt an der Größe des Eifelkreises. Sie ist auch der Grund, warum trotz des Einsatzrekords unterm Strich ein Fehlbetrag von mehr als einer Million Euro steht.

 Das Deutsche Rote Kreuz ist mit seinen Rettungswagen fast 900 000 Kilometer pro Jahr im Einsatz. TV-Foto: Archiv/Jens Klein

Das Deutsche Rote Kreuz ist mit seinen Rettungswagen fast 900 000 Kilometer pro Jahr im Einsatz. TV-Foto: Archiv/Jens Klein

Bitburg. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Ammeldingen an der Our zu einem Großeinsatz kommt, ist sehr gering. Denn laut Statistischem Bundesamt wohnen dort gerade mal zehn Menschen. Genau wie in Gemünd. Mit Hisel, Burg, Keppeshausen und Etteldorf gehören die sechs Dörfer damit bundesweit zu den zehn kleinsten Gemeinden überhaupt. Richtet man den Fokus etwas weiter, nämlich auf die 100 kleinsten Gemeinden der Republik, dann kommen noch weitere 40 Eifelkreis-Dörfer dazu. Im Schnitt teilen sich im Eifelkreis 58 Menschen einen Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Trier sind es 898, in Berlin 3902.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass Wolfgang Rieder, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Bitburg-Prüm, im Bereich Rettungsdienst mit Blick auf die 1626 Quadratkilometer Kreisfläche und die 94 000 Menschen, die dort leben, in diesem Jahr mit einem Defizit in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro rechnet: "Aufgrund der Größe und der geringen Einwohnerzahl ist das nicht anders möglich", sagt er. Zwar ist es grundsätzlich kein Problem, eine Rettungswache auch wirtschaftlich zu betreiben. Schwierig wird es allerdings, wenn sie in Winterspelt steht. Denn dort wurden in diesem Jahr nur etwa 800 Einsätze gefahren, während es bei der Bitburger Rettungswache mehr als 9000 waren (siehe Extra).
Isoliert betrachtet sei die Bitburger Wache durchaus "in der Nähe der Wirtschaftlichkeit", erklärt Rieder. Doch weil die Versorgung auch in den entlegenen Winkeln des Eifelkreises gewährleistet sein muss, spielt der ökonomische Aspekt einer Rettungswache nur eine untergeordnete Rolle. Kann er auch: Schließlich wird das Defizit der Bitburg-Prümer Rettungsdienste über einen internen Finanzausgleich des Deutschen Roten Kreuzes aufgefangen. Und dass das Defizit überhaupt so hoch ist, liegt nach Auskunft Rieders daran, dass die Wachen in Winterspelt, Badem und Echternacherbrück vor rund zwei Jahren dazugekommen sind, um die gesetzlich vorgeschriebenen 15 Minuten einzuhalten, die maximal zwischen Alarmierung und Eintreffen der Rettungskräfte liegen dürfen. Bis dahin habe das jährliche Defizit bei 200 000 bis 500 000 Euro gelegen.
In maximal 15 Minuten vor Ort



Unter Berücksichtigung der noch fehlenden Tage bis zum Jahresende rechnet das DRK Bitburg-Prüm in diesem Jahr mit knapp 21 000 Einsätzen, was einer Steigerung von rund 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (20 257 Einsätze) entspricht. Insgesamt werden bis zum Jahresende 900 000 Kilometer zurückgelegt worden sein, von denen allein 335 600 der Bitburger Wache zuzuordnen sind. "Am Tag müssen die Rettungsteams innerhalb einer Minute den Einsatz aufnehmen, nachts darf ein Zeitfenster von zwei Minuten nicht überschritten werden", erklärt Rieder, dessen Mitarbeiter zur Einhaltung dieser Vorgaben in diesem Jahr knapp 190 000 Arbeitsstunden geleistet haben.
Zu den größten Aktionen zählen dabei 2011 der Gefahrstoffeinsatz in Echtershausen (21. April), der Einsatz in der Jugendherberge Bollendorf mit zwölf Patienten wegen des (nicht bestätigten) Verdachts auf Ehec-Erkrankung (9. Juni) sowie der Einsatz im Ferienlager Prüm-Dausfeld mit 42 Patienten, die allesamt Magen-Darm-Probleme hatten (1. August). In diesen Fällen sind die Einsätze glimpflich verlaufen, doch gab es 2011 auch genügend kritische Situationen. So waren in 2870 Fällen auch Notärzte im Einsatz.Extra

135 Mitarbeiter (98 Männer und 37 Frauen) sind derzeit beim DRK-Rettungsdienst Bitburg-Prüm tätig. Darin enthalten sind vier Mitarbeiter, die als Disponenten bei der integrierten Rettungsleitstelle in Trier eingesetzt werden, sowie 35 Aushilfen (geringfügig Beschäftigte), die bei Bedarf ergänzend eingesetzt werden. Zudem verfügt der Rettungsdienst über 15 ehrenamtliche Rettungssanitäter sowie -assistenten und arbeitet darüber hinaus mit 18 Notärzten (drei niedergelassene und 15 Krankenhausärzte) zusammen. uheExtra

Die auf das Gesamtjahr hochgerechneten 20 943 Einsätze verteilen sich auf die acht Rettungswachen des Kreisverbands: Bitburg (9093 Einsätze), Prüm (3778), Badem (1836), Speicher (1579), Echternacherbrück (1504), Neuerburg (1358), Arzfeld (1000) und Winterspelt (804). Die Rettungswachen Echternacherbrück und Badem sind Außenstellen der Bitburger Einrichtung, während Winterspelt als Außenstelle Prüm zugeordnet ist. uhe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort