Artist stürzt aus zehn Metern in die Tiefe

In der letzten Show des Tages ist auf dem "Jahrmarkt anno dazumal" vor den Augen von 400 entsetzten Zuschauern der 41-jährige Hochseilartist André Weisheit aus zehn Metern Höhe abgestürzt (der TV berichtete). Die für Mittwoch geplanten Vorstellungen sagte die Museumsleitung ab.

 Ein Rettungshubschrauber transportiert den verletzen André Weisheit. Foto: Bernd Zimmermann

Ein Rettungshubschrauber transportiert den verletzen André Weisheit. Foto: Bernd Zimmermann

Kommern. Michael Faber ist geschockt: "Einen solchen Unfall hatten wir hier noch nicht." Vorgestern ist der Hochseitartist André Weisheit, 41 Jahre alt, vom Hochseil gestürzt.

Nur eine Stunde zuvor hatten ihm rund 400 Menschen zugejubelt und seine artistischen Leistungen auf den bis zu zwölf Metern hohen Seilbauten bewundert. Dann plötzlich der Sturz, der die strahlenden Gesichter im Publikum in entsetzte Mienen verwandelt. Weisheit hatte das Vorderrad des Motorrads auf dem Seil hochgerissen - wie er es schon hunderte Male in seiner Karriere getan hatte. Doch dieses Mal ist es anders: Seine "125er" richtet sich derart steil auf, dass das Rücklicht mit dem Seil in Berührung kommt und zersplittert. Weisheits Partnerin, die 18-jährige Katja, kann sich gerade noch am Gestell unter dem Motorrad festhalten, als dieses sich einmal um das Seil dreht. Doch dem 41-Jährigen bietet sich kein Halt mehr - kein Netz, kein Seil, an dem er für den Fall der Fälle über dem Boden gehalten würde. Stattdessen stürzt er aus etwa zehn Metern Höhe auf den harten Boden und bleibt reglos liegen.

Fraktur im Beckenbereich



"Er hat keine inneren Verletzungen, keine Kopfverletzungen", sagt Peter Mario Weisheit über den Zustand seines Bruders bei einer Pressekonferenz gestern Mittag und fährt fort: "André hat eine Fraktur im Beckenbereich und eine in den Füßen." Die Ursache ist für Weisheit noch ein Rätsel, die Unglücksnummer sei längst nicht die Schwierigste im Programm. "Das können wir erst sagen, wenn wir mit André gesprochen haben." An der Technik habe es nicht gelegen, hätten erste Untersuchungen ergeben. "Ich möchte damit aber nicht sagen, dass André einen Fehler gemacht hätte", fügt er hinzu. "Er ist der einzige Artist auf der Welt, der auf einem 62 Meter hohen Stahlmast einen einarmigen Handstand macht."Seit 1995 findet in Kommern alljährlich der "Jahrmarkt anno dazumal" statt, die Hochseilartisten aus Thüringen waren bereits einige Male dabei und sind unbestritten die Publikumsmagneten.

Ob die Gothaer Artisten überhaupt noch mal beim diesjährigen Jahrmarkt aufs Seil steigen, hänge davon ab, wie sich der Gesundheitszustand von André Weisheit entwickele. "Wir haben gute Hoffnung, dass er relativ schnell wieder auf die Beine kommen kann", sagt sein Bruder. Eine erste Operation sei gut verlaufen. Weisheit sei durchtrainiert, Artisten hätten ohnehin großen Lebenswillen. Der Chef der Truppe, Rudi Weisheit, erklärt: "Wir hatten einen solchen Unfall noch nie." Die Artistenfamilie betreibt ihr spektakuläres Geschäft über mehrere Generationen hinweg seit mehr als 100 Jahren. Sie ist mit 16 Leuten nach Kommern gekommen.

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