Bedürftig, aber kein Kunde der Prümer Tafel

Prüm · Die Prümer Tafel in der Tiergartenstraße wird jeden Freitag von vielen Menschen aufgesucht. Aber nicht alle, die hindürfen, tun das auch.

 Freitags bei der Prümer Tafel (von links): Ralph Kos, Renate Blum, Hildegard Finken, Klara Dahmen, Shiva Moghabad und Amgad Mankarious. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Freitags bei der Prümer Tafel (von links): Ralph Kos, Renate Blum, Hildegard Finken, Klara Dahmen, Shiva Moghabad und Amgad Mankarious. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Freitagmorgen kurz nach elf, in den Räumen der Prümer Tafel: Zahlreiche Menschen stehen an, um Lebensmittel abzuholen, in der Kleiderbörse nachzuschauen. Manche müssen warten, sie verbringen die Zeit mit einem Schwätzchen.

Richtig viel los also. Die Atmosphäre in all dem Gewusel ist freundlich, gelöst. Und doch: "Für manchen ist es unheimlich schwer, zu uns zu kommen", sagt Klaus-Dieter Zeeh. Er ist der Vorsitzende des Leitungsteams der Prümer Tafel in Trägerschaft des Caritasverbands: Jeden Freitag liegen dort, in der Tiergartenstraße 31, Lebensmittel bereit - wer hilfebedürftig ist, muss nur hin und sie mitnehmen, für zwei symbolische Euro pro Abholung.

Hilfebedürftig - ein Wort, ein Zustand, ein Urteil. Und etwas, das wohl niemand gern über sich selbst sagen würde. Dennoch: Es gibt viele Menschen in der Region, in diesem Fall im Prümer Land, die Hilfe brauchen. Auch durch Lebensmittel. 50 ehrenamtlich tätige Frauen und Männer bereiten donnerstags und am Freitagmorgen dafür alles vor: "Ich sag das jedes Mal: Wir richten hier jede Woche neu einen Laden ein", sagt Zeeh. "Das ist schon enorm."

Enorm und, das betont der Tafel-Teamchef, einwandfrei: Die Produkte kommen aus Geschäften, Märkten und Bäckereien aus der gesamten Eifel von Prüm über Bitburg, Neuerburg, Irrel, Habscheid, Daleiden, Lünebach und Jünkerath. Ehrenamtliche Fahrer holen sie jede Woche auf ihren Touren ab, anschließend wird in Prüm alles von weiteren Mitarbeitern sortiert und vorbereitet. Darunter sind auch "Kuchen, Teilchen, Baguettes, Brötchen - alles, sagt Klaus-Dieter Zeeh, "tolle Ware, bei der sich die Leute immer freuen, dass es das gibt".

Die Mitarbeiter der Tafel unterdessen würden sich freuen, wenn noch mehr Menschen zu ihnen kämen: "Wir glauben einfach, dass es viele Menschen in unserer Region gibt, die dazu berechtigt sind", sagt Zeeh. "Die das aber aus Scham nicht tun." Derzeit seien es rund 250 Menschen, die sich bei der Tafel regelmäßig ihre Lebensmittel abholen. Alleinerziehende, Arbeitslose, viele Flüchtlinge - alles "vom Kleinkind bis zum Rentner".

Angesichts der gerade neu entflammten Diskussion um die Altersbezüge in Deutschland - und die nach aktueller Entwicklung drohende Armut bei jedem fünften Rentner vom Jahr 2030 an keine Überraschung.
Arm oder nicht - schwer haben es viele bereits heute: "Es kommen immer wieder Leute, die ein Leben lang gearbeitet haben, bei denen dann aber die Rente nicht reicht", sagt Klaus-Dieter Zeeh.

Aber es gebe noch viel mehr Eifeler, bei denen es "ganz knapp ist, die aber aus der Scham heraus nicht kommen. Die wollen wir ansprechen", sagt Zeeh. Denn sie hätten "genau das gleiche Recht, einwandfreie Nahrung zu bekommen" wie alle anderen auch. Und niemandem werde etwas vorgesetzt - man habe durchaus die Wahl, ob man nun beispielsweise lieber ein Weiß- oder ein Roggenbrot mitnehmen wolle.

Einer, der regelmäßig zur Tafel geht, ist Ralph Kos aus Hillesheim: "Ich habe auch Jahre gebraucht, bis ich hier hinkam", sagt er. Und ja: "Ich habe auch meinen Stolz." Aber irgendwann habe ihn ein Freund zur Tafel mitgenommen - "und inzwischen geh ich ganz locker damit um". Kos hat eine psychische Erkrankung, geht dennoch stundenweise arbeiten, er hilft im Rewemarkt Hillesheim. Und weiß, dass jeder in Not geraten kann - er kennt ähnliche Fälle, bei denen eine Krankheit einen Menschen aus der Bahn gebracht hat.

Berechtigt zur Abholung von Lebensmitteln bei den Tafeln ist jeder, der seine Bedürftigkeit nachweisen kann. Dazu gehören "alle, die von uns Leistungen bekommen", sagt Erwin Meyers von der Abteilung Bürgerdienste bei der Verbandsgemeinde Prüm. Das seien Asylbewerber und Menschen, die Sozialhilfe beziehen oder Grundsicherung erhalten - wenn sie keine Einkünfte haben oder die Rente nicht reicht. Gleiches gilt für die Bezieher von Arbeitslosengeld II.

Meyers gibt aber noch einen Tipp: Personen, die zwar keine dieser Leistungen erhalten, aber "dennoch über wenig Einkommen verfügen, können sich auch vertrauensvoll an die Tafel wenden": Dort werde dann geprüft, ob man nicht doch helfen könne.

Deshalb appelliert Zeeh auch noch einmal an alle, bei denen es zum komfortablen Leben nicht reicht: "Die wollen wir ansprechen", sagt er. Motto: "Es ist nicht schlimm, zu uns zu kommen."KommentarMeinung

Nur Mut!
Was soll man tun? Schimpfen mit denen, die nicht zur Tafel gehen, obwohl sie dazu jedes Recht haben? Es ist gut zu verstehen, dass sich viele deswegen genieren. Dabei ist das überhaupt nicht nötig. Es gibt genug Menschen, die in Saus und Braus, auf großem Fuß leben und mit noch größerer Klappe durch die Tür kommen. Da ist manch einer dabei, der besser mal ganz still wäre. Den anderen sei gesagt: Geht zur Tafel. Erhobenen Hauptes. Dort behandelt man euch gut. f.linden@volksfreund.deExtra: SO FUNKTIONIERT DIE PRÜMER TAFEL


Die Abholung ist jeden Freitag in der Tiergartenstraße 31, in der Zeit von 11 bis 13.30 Uhr. Die Ware erhält man gegen eine symbolische Gebühr von zwei Euro pro Haushalt. Die Abgabe wird registriert, an jedem Ausgabetag können nur einmal Lebensmittel abgeholt werden. Die Mitarbeiter sind erreichbar unter Telefon 06551/971090.

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