Bürgermeister sind auch nur Menschen

Sellerich · "Der Tyrann" heißt das neue Stück des Theaters Sellerich, das am Samstag erstmals im Gemeindehaus gespielt wird. Seit 1962 gibt es die Theatergruppe, Sellerich blickt aber auf eine noch viel ältere Bühnentradition zurück.

 Frank Mölter (links), Günter Alff, Herbert Meyer und Silvia Spoden stecken zusammen mit ihren etwa 15 Kollegen des Theaters Sellerich in der heißen Probenzeit vor der Premiere am Samstag. Foto: privat

Frank Mölter (links), Günter Alff, Herbert Meyer und Silvia Spoden stecken zusammen mit ihren etwa 15 Kollegen des Theaters Sellerich in der heißen Probenzeit vor der Premiere am Samstag. Foto: privat

Sellerich. Alfred Babel versteht die Welt nicht mehr. Seit 25 Jahren führt er seine Gemeinde als Bürgermeister durch dick und dünn - nicht immer mit lupenrein legalen Mitteln, aber wer will sich schon beschweren, wenn es dem Dörfchen gutgeht? Frau Erna geht das Machtgehabe ihres Mannes zwar gehörig auf den Geist, und Töchterchen Erna will ausgerechnet den Sohn des verhassten Nachbarbürgermeisters heiraten, aber müssen sich denn wirklich alle so kurz vor dem Dienstjubiläum gegen ihn verschwören? Wie Bürgermeister Babel mit dem Durcheinander und mancher Verwechslung zurechtkommt, erzählt Bernd Gombolds Stück "Der Tyrann". Der Musik- und Theaterverein Sellerich zeigt den Dreiakter am Samstag, 11. Januar, erstmals im Gemeindehaus Sellerich.
"1962 wurde der Verein gegründet, Theater wird bei uns aber schon viel länger gespielt", erklärt Stefan Hillen, langjähriger Mitspieler und Medienbeauftragter der Theatergruppe. Mindestens seit den Zeiten der Weimarer Republik habe es regelmäßige Theateraufführungen in dem kleinen Ort gegeben, in den frühen 60er Jahren sei dann der Verein gegründet worden, um die Bühnenkunst auf solide Beine zu stellen. "Zum einen sind die Sellericher eben ein theaterbegeistertes Völkchen, zum anderen dienen die Theaterproduktionen quasi als Querfinanzierung für unseren Musikverein", sagt Hillen.
Rund 1000 Zuschauer ziehe jede Produktion an: "Bemerkenswert, darf man doch nicht vergessen, dass Sellerich selber nur knapp 300 Einwohner zählt."
Seit Oktober laufen die Proben. "Zunächst wird meist zweimal in der Woche geprobt, dann, je näher die Premiere kommt, immer öfter, bis wir uns schließlich fast täglich treffen", erklärt Hillen. Ein immenser Aufwand, bei dem aber alle mit Eifer dabei seien: "Das ist nicht immer einfach. Am Tag der Premiere werden wir um 13.30 Uhr noch eine öffentliche Generalprobe abhalten. Einige von uns sind Landwirte, die gleich nach der Probe wieder arbeiten gehen, um am Abend dann wieder auf der Bühne zu stehen."
Passgenaue Stückauswahl


Ausgesucht werden die Stücke jeweils in enger Absprache mit dem Ensemble. "Wir schauen, wie viele wir aktuell sind, fragen, wer wie viel leisten kann und suchen dann ein für uns genau passendes Werk aus", sagt Hillen. Mit Gombolds "Der Tyrann" zeige man erneut ein Stück des Baden-Württembergers. "Spannend hier ist auch, dass die Geschichte quasi aus erster Hand erzählt wird. Gombold ist selber Bürgermeister der oberschwäbischen Gemeinde Inzigkofen." aff
"Der Tyrann" von Bernd Gombold wird an folgenden Terminen im Gemeindehaus Sellerich gespielt: Samstag, 11. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 12. Januar, 19 Uhr; Samstag, 18. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 19. Januar, 19 Uhr. Zudem ist die Generalprobe am Samstag, 11. Januar, um 13.30 Uhr öffentlich.

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