Damit Enkel aus der Geschichte lernen

Bollendorf · Erfahrungen aus der Kriegszeit haben im Mittelpunkt einer musikalisch-literarischen Matinée im Schloss Weilerbach gestanden. Zwei Eifeler Autoren, Paul Colljung und Gregor Milbert, haben aus ihren Werken vorgelesen.

Bollendorf. Während einer Matinée im Schloss Weilerbach stellten die Eifeler Zeitzeugen Paul Colljung und Gregor Milbert ihre Bücher über die Kriegszeit vor. Musikalisch begleitet wurde die Lesung in der Reihe "Literatur im Schloss" der Volkshochschule des Eifelkreises und der Schloss Weilerbach-Gesellschaft vom Streichensemble der Kreismusikschule.
Paul Colljung aus Bollendorf, pensionierter Postzusteller und grenzüberschreitender Wanderführer, entschied sich für die Form eines Romans mit dem Titel: "Eifel-Apokalypse 1935 -1947". Aus der Sicht eines Zeitzeugen wird die wechselvolle Geschichte einer einfachen Familie erzählt, die Aufstieg und Fall des Dritten Reiches in Bollendorf erlebt. Eindrucksvoll vermittelt der Autor, wie mit dem Beginn des Westwallbaus, dem Verbot der Fronleichnamsprozession und der Kreuze in der Schule, der Einführung des Mutterkreuzes sich die gewohnte Welt änderte. Wie man sich wunderte, dass nach dem Verschwinden der jüdischen Mitbewohner nie jemand eine Karte schickte.
Genau wie in dem zweiten, von Gregor Milbert aus Bauler vorgestellten Werk "Damals: Zeitgeschichten-Lebenserinnerungen" geht es nicht um rückwärtsgewandte Vergangenheitsbewältigung, sondern um die Einsichten für die Zukunft. In seiner biographischen Dokumentation über die Geschichte des Neuscheuerhofes in Bauler an der Grenze zu Luxemburg seit dem Wiener Kongress schildert Gregor Milbert berührende Erlebnisse. Wenn die ausgemergelten Gefangenen an ihrem Hof vorbeigetrieben werden, ermahnt sie ihre Familie: "Denkt daran, solltet ihr auch einmal in die gleiche Lage kommen, dann behandelt die Menschen so, als wären es eure Brüder." Und sie handelt auch danach. Heimlich versteckt sie bei dem Misthaufen Essbares als Abfall getarnt für die polnischen Gegangenen. In seinem Buch spricht Gregor Milbert seine Befürchtungen deutlich aus: "Ich finde es schade, dass unseren Enkeln so wenig über die jüngste Geschichte vermittelt wird. Über kurz oder lang werden auch keine Zeitzeugen mehr darüber berichten können."
Paul Colljung und Gregor Milbert sind bereit, Erfahrungen an die junge Generation in Schulen weiterzugeben. red

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