Die Idylle im Eifel-Forst trügt

Bitburg/Prüm · Klimawandel, Borkenkäfer, vermehrte Wildschäden und ein japanischer Pilz: Im Wald, der über ein Drittel der Fläche des Eifelkreises Bitburg-Prüm ausmacht, gibt es vermehrt Probleme. Trotzdem machen die privaten Waldbesitzer und der Betrieb Landesforsten mit dem Holz ein einträgliches Geschäft. Der Umsatz lag 2014 bei mehr als 17 Millionen Euro.

Die Idylle im Eifel-Forst trügt
Foto: Michael Hanschke (e_eifel )

Bitburg/Prüm. Viele suchen in ihm einfach nur Erholung, nutzen ihn zum Wandern, durchfahren ihn mit dem Fahrrad oder genießen einfach nur seine Ruhe. Doch der Wald im Eifelkreis Bitburg-Prüm, der ein Drittel des Kreisgebiets einnimmt, ist für zahlreiche Kommunen, private Waldbesitzer und den Betrieb Landesforsten eine bedeutende Einnahmequelle (siehe Extra). "So ein Eichenwald ist wie ein Sparbuch", erklärt Martin Gräf, der neue Geschäftsführer der Eifel Wald und Holz Management GmbH, die den Holzhandel für 1900 Privatwaldbesitzer im Altkreis Bitburg regelt. "Ab und zu, wenn man Geld braucht, nimmt man mal einen Stamm raus, der mehrere Tausend Euro wert sein kann", erklärt Gräf. Deshalb reagieren die Waldbesitzer ziemlich empfindlich, wenn der Preis am Holzmarkt sinkt, was aktuell der Fall ist.

Holzpreis: "Der Preis für Buchenholz ist derzeit katastrophal", sagt Gräf. Konnte man für einen Festmeter vor wenigen Jahren noch bis zu 160 Euro erzielen, sind es heute nur noch 110 Euro.
Die Gründe dafür: "Der Markt für Massivholzküchen, wo normalerweise viel Buche verbaut wird, ist schlecht", sagt Gräf. Zudem werde in der Möbelindustrie vermehrt mit Spanplatten statt Massivholz gearbeitet. Waldbesitzer, die es sich leisten können, versuchen, diesen Preissturz auszusitzen. Sie lassen die Buchen vorerst stehen. Doch Laubholz spielt im Altkreis Bitburg nur eine Nebenrolle. Mit 90 Prozent Marktanteil ist das Nadelholz dort der Verkaufsschlager. Auch wenn der Preisverfall bei Fichte, Kiefer und Lärche nicht so schnell voranschreite, habe sich unter den Nadelhölzern nur die Douglasie wirklich im Preis halten können, sagt Gräf. Kostete ein Festmeter Fichte 2014 noch 100 Euro, sind es in diesem Jahr mit 90 Euro rund zehn Euro weniger. Gräf: Das ist für manche schon ein Grund, weniger einzuschlagen." Trotz allem könne man mit den Preisen noch arbeiten, sagt Gräf.

Schädlinge: Neben dem sinkenden Holzpreis machen den Holzhändlern auch noch Schädlinge das Leben schwer. Eine aus Japan eingewanderte Pilzart hat es auf die Esche abgesehen. Insbesondere in der wärmeren Südeifel, wo mehr Laub- statt Nadelhölzer wachsen, fällt das negativ auf. "Das Eschentriebsterben ist ein großes Problem", erklärt Rudolf Becker, Büroleiter des Forstamtes Neuerburg.
"Es fing vor vier Jahren an und weitet sich mehr und mehr aus", sagt Becker. Daneben werde der Borkenkäfer immer stärker, sagt Gräf. "In den letzten beiden Jahren hatten wir glücklicherweise kalte Winter, die dem Borkenkäfer etwas zugesetzt haben." Je heißer allerdings die Sommer werden, desto schlechter könne sich die Fichte gegen den Borkenkäferfraß wehren. Gräf: "Wenn Niederschlag fehlt, kann die Fichte nicht genügend Harz produzieren, um die Fraßstellen zu schließen. Und: In den letzten 15 Jahren war der Sommer immer zu heiß."
Klimawandel: Die Borkenkäferproblematik hängt eng mit dem Klimawandel zusammen. "Wenn wir noch zwei so heiße Sommer bekommen und der Borkenkäfer ordentlich fressen kann, dann sieht es böse aus", sagt Gräf. Der Klimawandel hänge wie ein Damoklesschwert über dem Eifelwald. Gräf: "Es gibt Studien, die sagen, dass hier für die Fichte spätestens in 30 Jahren Schicht im Schacht ist." Dann werde sich das Landschaftsbild stark verändern. "Wir empfehlen den Waldbauern, auf Douglasie oder - noch besser - Weißtanne umzusatteln, da sie mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen."

Wildschäden: Es gebe im Eifelwald so viel Wild wie noch nie, sagt Gräf. Die Schäden an den Bäumen, die entstehen, wenn die Tiere die Rinde abschälen oder dort ihr Geweih fegen, seien deshalb immens. "Der Stickstoffeintrag durch die Verkehrsabgase lässt viele Pflanzen wachsen, die Hirsche und Rehe fressen können. Auch die warmen Winter spielen dabei eine Rolle." Aber da es in der Eifel keine Wölfe oder Bären gebe, müsse der Mensch da selbst den Bestand regulieren. Gräf bezweifelt allerdings, dass alle Jäger ihre Abschusspläne einhalten. "Das ist der Bambi-Effekt. Selbst für viele Jäger ist es ein Problem, auf die Tiere zu schießen. Aber wir müssen das erledigen, weil die alles kahl fressen und die Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft gefährden."Extra

2014 ließen die 1900 Privatwaldbesitzer im Altkreis Bitburg mehr als 40 000 Festmeter einschlagen und vom Vermarkter EWH Holz im Wert von drei Millionen Euro verkaufen. Ihre Prümer Kollegen, die 3500 Mitglieder des Waldbauvereins Prüm, die ihr Holz über die Prümer Wald und Holz GmbH (PWH) vermarkten, ließen im Altkreis Prüm etwa 52 000 Festmeter einschlagen. Ihre Einnahmen: Vier Millionen Euro. Die Landesforsten haben 2014 139 000 Festmeter Holz aus dem Eifelkreis verkauft und melden Einnahmen in Höhe von 9,84 Millionen Euro. Doch aus dem Eifelwald wird jedes Jahr noch weit mehr Kapital geschlagen. Zahlen zum Brennholzhandel und den Geschäften privater Waldbesitzer, die ihr Holz nicht über die vorgenannten Firmen verkaufen, werden nirgends erfasst. cmo

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