Die Last mit den Altlasten

Bleialf kommt nach dem Bombenfund nicht zur Ruhe. Bevor die Erdarbeiten auf dem Marktplatz fortgesetzt werden können, soll die Fläche auf weitere Blindgänger untersucht werden. In der Prümer Ritzstraße, wo der Kreisverkehr gebaut werden soll, rechnet der LBM hingegen nicht mit Problemen.

Prüm. Ob Ritzstraße in Prüm oder Marktplatz in Bleialf: Überall in der Region können Bauarbeiter auf explosive Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg stoßen. An solchen Stellen zu graben ist ein gefährlicher Job. Zuletzt starb im Oktober 2006 ein Baggerfahrer bei einer Autobahnbaustelle bei Aschaffenburg (Bayern), als er versehentlich eine Bombe zur Detonation brachte. Im September 2008 explodierte bei Hattingen (Nordrhein-Westfalen) ein Blindgänger, 17 Bauarbeiter wurden verletzt. Auch Prüm hat diesbezüglich ein trauriges Kapitel: 1974 starb ein Baggerfahrer bei Arbeiten am Bahnübergang, als ein Blindgänger explodierte.

In Bleialf soll nun wahrscheinlich eine private Firma den Marktplatz auf weitere Blindgänger untersuchen. "Denn der Kampfmittelräumdienst sucht nur bei ganz konkreten Verdachtsfällen", sagt Ewald Dockendorf, Leiter des Bauamts der Verbandsgemeinde Prüm. Für größere Suchaktionen habe der Kampfmittelräumdienst (KMRD) auch gar nicht die personellen Kapazitäten, sagt Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, die für den KMRD zuständig ist. Doch im Gegensatz zu der Arbeit des KMRD müssen die Gemeinden als Bauherren die Kosten für die Untersuchung durch private Firmen selbst tragen. Je nach Aufwand und Größe der Fläche können so mehrere Tausend Euro zusammenkommen. "Die Untersuchung in der Prümer Langemarck-Straße hat rund 4000 Euro gekostet", sagt Dockendorf. Dort war im November vergangenen Jahres bei Straßenarbeiten eine 2,5-Zentner-Bombe gefunden worden. Danach wurde der übrige Bereich ebenfalls auf Bomben abgesucht.

In diesen Tagen startet auch die Kreisel-Baustelle in der Prümer Ritzstraße (der TV berichtete). "Wir haben den Landesbetrieb Mobiliät darüber informiert, dass dort auch Blindgänger liegen könnten", sagt Ewald Dockendorf. Aufseiten des LBM hält man eine großangelegte Untersuchung aber nicht für nötig. "Die Straßen dort in der Nähe der Eisenbahnbrücke sind ja alle schon mal ausgebaut worden", sagt Josef Arenz vom LBM. Außerdem grabe man nur 60 bis 70 Zentimeter tief in die Erde. "Von daher sehen wir jetzt keine Veranlassung, nochmal auf Bombensuche zu gehen", sagt Arenz. Diese Einschätzung werde auch vom KMRD geteilt. Dennoch habe man mit der Baufirma eine grundsätzlich vorsichtige Bauweise vereinbart.

Meinung

Gemeinden leiden doppelt

Gerade die grenznahen Gemeinden mitten im Westwall, die das Pech einer wichtigen Straßenkreuzung hatten, oder die etwas dahinter liegenden Zentren wie Prüm oder Neuerburg hatten besonders stark in der Endphase des Zweiten Weltkriegs zu leiden. Heftige Kämpfe um den Jahreswechsel von 1944 auf 45 haben die Orte in Trümmer gelegt, viele Menschen starben. Und nun sollen gerade diese Gemeinden auch noch selbst zahlen, wenn sie sichergehen wollen, dass niemand bei Bauarbeiten im Ort sein Leben oder seine Gesundheit riskiert? Das ist unerhört. Denn so werden diese Gemeinden doppelt bestraft für etwas, wofür sie nun wirklich nichts können. Hier muss der Bund tätig werden und die Kosten für solche Untersuchungen übernehmen. c.brunker@volksfreund.deEXTRA Bomben im Boden: Die Eifel gehörte rund um den Jahreswechsel 1944 auf 1945 zu umkämpftesten Gegenden des Zweiten Weltkriegs. Ende 1944 waren die Alliierten bis zum Westwall vorgestoßen. In Folge der deutschen Ardennenoffensive wurden zahlreiche Orte jedoch wieder zurückerobert und wechselten mehrfach die Besatzer. Gegen die deutschen Vorstöße setzten die Alliierten auch auf ihre Luftüberlegenheit, weshalb viele Orte entlang der Grenze aus der Luft angegriffen worden sind.

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