Die Vielfalt der Insektenwelt

Schleiden-Gemünd · Die Insektenvielfalt im Nationalpark Eifel ist beeindruckend, aber in vielen Bereichen noch unerforscht. Am Boden und in der Luft sammeln Forscher Hinweise auf die kleinen Bewohner der Eifel.

 Mit Bodenfallen können Jürgen Esser und sein Team eine Viefalt an Insekten fangen und sie dokumentieren. Foto: privat

Mit Bodenfallen können Jürgen Esser und sein Team eine Viefalt an Insekten fangen und sie dokumentieren. Foto: privat

Schleiden-Gemünd. Hoch hinaus gingen Forscher im Nationalpark Eifel, um erstmals das Insektenleben in den Baumwipfeln zu untersuchen. In bis zu 20 Meter Höhe sammelten sie Fluginsekten mit Lufteklektoren in der Zeit zwischen März und September in den Baumwipfeln von Buchen, Eichen und Kiefern. Unter ihnen erwarten die Wissenschaftler hoch spezialisierte Arten. Ende September wurde die letzte Falle abgebaut. Bis zu neun Forscher arbeiten nun an der Auswertung des mehr als 10 000 Insekten umfassenden Fanges.
Seit mehreren Jahren wird schon das Vorkommen verschiedener Insektengruppen im Nationalpark Eifel untersucht. Meist bodennah fingen Forscher per Hand oder in Fallen ein breites Spektrum an Arten. Die Welt in den Baumkronen, dort wo sich zahlreiche spezialisierte Arten tummeln, blieb ihnen bislang aber verborgen.
"Erst das Wissen über die Artenvielfalt auch dieser Waldbereiche kann Aufschluss über die aktuelle Ausstattung der Nationalparkwälder geben", erläutert der Leiter des Fachgebietes Forschung und Dokumentation, Dr. Michael Röös.
2012 sollten nun erstmals durch das Anbringen fünf dieser Fallen Einblicke in das Leben in den Baumkronen von Eichen- und Buchenwäldern in Kermeter und Hetzinger Wald gewonnen werden. Seit 2008 kartiert Dr. Jürgen Esser aus Dormagen im Nationalpark das Insektenvorkommen. Im vergangenen Winter baute Esser die Lufteklektoren zum Fang flugaktiver Insekten. Seine Spezialität sind Wildbienen und Wespen, die sich aufgrund ihrer oft engen Bindung an bestimmte Lebensräume, Nistplätze und Nahrungspflanzen besonders als Bioindikatoren eignen. Das heißt, aufgrund ihres Vorkommens ist eine Aussage über den Zustand eines Lebensraumes möglich. Im März hingen Baumkletterer der Nationalparkverwaltung die Anflug-Fallen in fünf bis 20 Metern Höhe auf.
Fangphase 2012 ist beendet


Alle zwei Wochen leerten Ranger die Becher. Die Fangphase 2012 ist nun beendet. Neben den Tieren aus den diesjährigen Lufteklektoren warten noch bis zu 100 000 Insektenfunde der vergangenen vier Jahre darauf, untersucht und bestimmt zu werden.
Erste Auswertungen ergaben beispielsweise, dass 24 der bis jetzt im Nationalpark nachgewiesenen Stechimmen-Arten sich auf der Roten Liste der in Deutschland gefährdeten Arten befinden, 59 auf der entsprechenden Liste für Nordrhein-Westfalen.
"Im Nationalpark ist vor allem die Entwicklung spannend. Schließlich greift der Mensch in den größten Teil der Fläche nicht mehr ein, das heißt, die Natur ist einer fortlaufenden Veränderung unterzogen, bei der sich die Artenzusammensetzung mit jeder Phase ändert", so Esser.
Bereits in den ersten Jahren der Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass im Nationalpark Eifel noch Arten vorkommen, die andernorts in NRW gefährdet oder bereits ausgestorben sind, wie die Berg-Feldwespe Polistes biglumis. Sie wurde an den trockenwarmen Hängen des Odenbachtals erstmals wieder seit 1952 in NRW nachgewiesen.
Die Zahl der im Nationalpark nachgewiesenen Wildbienen und Wespen hat sich bis Ende 2012 ohne die noch auszuwertenden Eklektorfänge aus diesem Jahr auf 259 Arten erhöht, das entspricht 60 Prozent der bekannten Eifel-Fauna. Geplant ist es, die Auswertungen und Erkenntnisse dieser Untersuchungen im nächsten Jahr zu veröffentlichen. red
Informationen zu Forschungsprojekten des Nationalparks Eifel unter: www.nationalpark-eifel.de

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