Dorf et noch ebbes mieh sinn?

Bitburg · Wo der Kunde reden kann, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, fühlt er sich wohl: Die Initiative "Mir schwäätzen Platt" des Bitburger Gewerbevereins wird zwei Jahre alt. Viele Kunden "schwäätzen" beim Einkaufen Dialekt.

Bitburg. "Ich hätt ger en sching Overdel", sagt Ingrid Klose, die aus Bollendorf nach Bitburg gekommen ist, um sich ein neues Oberteil zu kaufen, zur Verkäuferin Stephanie Scheng in der Boutique Helena-Moden. "Mir han wonnersching Geschier un datt och a gruaße Grießen", antwortet Scheng und erklärt ihrer Kundin damit, dass sie wunderschöne Oberteile auch in weiten Größen da habe.
Aufkleber an der Ladentür


Viele Kunden aus der ländlichen Region, die in Bitburg einkaufen gehen, erledigen das am liebsten im Dialekt. Das hat vor zwei Jahren auch der Bitburger Gewerbeverein erkannt und deshalb die Initiative "Mir schwäätzen Platt" ins Leben gerufen. Seitdem weisen mehr als 20 Läden in der Fußgängerzone mit einem Aufkleber auf ihre dialektfreundliche Kundenberatung hin.
"Wir möchten damit darauf aufmerksam machen, dass Kunden willkommen sind, die moselfränkischen Dialekt sprechen", sagt Hans-Joachim Kurth, zweiter Vorsitzender des Bitburger Gewerbevereins. Zudem zeige der Aufkleber, dass die Bitburger Gewerbetreibenden auch dazugehören würden und gerne die heimische Mundart sprächen. "Verkäufer, die Platt sprechen, haben auf Kunden aus dem ländlichen Raum auch direkt einen ganz anderen Zugriff", sagt Kurth.
Zudem sei der Dialekt in Bitburg und Umgebung für einen großen Teil der Bevölkerung einfach die Alltagssprache. "Deshalb freuen sich viele Kunden sehr, wenn man mit ihnen Platt spricht."
So wie Kurth sehen das auch viele andere Geschäftsleute in der Fußgängerzone: "Mehr als die Hälfte unserer Kunden spricht Platt", sagt Gertrud Schildtauer, Verkäuferin in der Buchhandlung Schiwek. Um beim Beratungs- oder Verkaufsgespräch Dialekt sprechen zu dürfen, würden sich viele Kunden auch zu Beginn auf den Aufkleber in der Tür berufen.
Regionale Identität


Auch Karl Braun vom Schuhhaus Braun spricht mit fast jedem zweiten Kunde in der heimischen Mundart. "Das gehört zur regionalen Identität, und die Leute sind froh, wenn sie sich beim Einkaufen nicht verbiegen müssen".
Beim Friseur möchten ebenso viele Bitburger nicht auf ihre Heimatsprache verzichten. Den Satz, "Ich dinken, ich broach en nei Forv", hört die Friseurin Sandra Burbach vom Friseursalon Hautmann täglich. Sie antwortet darauf ebenso gerne im Dialekt: "Jo, datt as schon nicktisch!"
Da Platt bei den Kunden so gut ankommt, findet Kurth die Anzahl der Geschäfte, die mit dem Aufkleber des Gewerbevereins an ihrer Tür für die Heimatsprache werben, als zu gering. "Das wird bei unserer nächsten Stadtmarketingsitzung ein Diskussionspunkt sein, und wir werden die Mitglieder noch einmal an die Initiative und die Logos für die Ladentür erinnern", erklärt Kurth.
Leser-Echo: Schwäätzen Sie auch gerne Platt? Dann mailen Sie uns Ihre witzigsten Ausdrücke und Redewendungen an mosel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

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