Dorfgeschichten: Wenn die Erde wackelt

In Röhl zerbrach eine Fensterbank, in Bitburg gab es Häuserrisse, in Pelm fiel ein Schornstein vom Dach. Alle Bürgermeister mussten nach dem Erdbeben von 1846 an das Oberbergamt Bonn berichten.

Bitburg. (ger) Das leichte Erdbeben am vergangenen Montag haben viele in der Region gespürt. Manch einer dürfte sich noch an das Beben vom April 1992 erinnert haben, das ähnlich leicht verlief und kaum Schäden verursachte. Damals lag das Epizentrum in der Gegend um Aachen.

Das jüngste Beben hatte die Stärke vier; sein Zentrum lag bei Nassau an der Lahn, und es war auch in der Südeifel und an der Mosel zu spüren.

Gewackelt hat die Erde zwischen Rhein und Mosel in den vergangenen 150 Jahren immer wieder. Zwar nicht regelmäßig - das haben solche Naturerscheinungen nun mal an sich. So verspürten die Menschen in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1911 im Raum Kyllburg/Manderscheid abends nach 22 Uhr eine Erschütterung.

Seit Menschengedenken werden ein bis zweimal pro Jahrzehnt in der Region solche Erdstöße wahrgenommen. Besonders detailliert ist das Beben vom 29. Juli 1846 beschrieben worden. Das Oberbergamt Bonn schrieb damals sämtliche Bürgermeister zwecks Mitteilung von Ereignissen aus dieser Nacht zur wissenschaftlichen Aufarbeitung an. Die Ergebnisse wurden von Jakob Nöggerath als Buch mit dem Titel "Das Erdbeben vom 29. Juli 1846 im Rheingebiet und den benachbarten Ländern" veröffentlicht.

Dem Buch ist zu entnehmen, dass in Bitburg ein Haus einen starken Riss erhielt. In Röhl zerbrach eine Fensterbank, und im dortigen Gemeindewald wurde eine starke Buche umgeworfen.

Weiter westlich in den Bürgermeistereien Wolsfeld, Weidingen, Leidenborn und Dasburg war das Beben nicht zu spüren. In Neuerburg war es sehr schwach bemerkbar. "In den Bleibergwerken von Bleialf haben die zur Zeit des Erdbebens dort befindlichen Personen gar nichts gespürt, obwohl dasselbe auf der Oberfläche bemerkbar gewesen ist", heißt es bei Nöggerath.

In Pronsfeld spürten es nur wenige. Aber in Pelm/Kyll, Salm und in Ellscheid bei Gillenfeld sind Steine vom Schornstein gefallen. In der Bürgermeisterei Spangdahlem will man nichts gemerkt haben. Im sieben Kilometer entfernten Nachbarort Oberkail bei Kyllburg war es wieder deutlich zu vernehmen.

Der Bürgermeister teilte mit: "Es war am 29. Juli 1846 abends gegen halb zehn Uhr, als man ein Getöse vernahm ähnlich dem eines stark fahrenden Wagens. Unmittelbar darauf fühlte man ein heftiges Schwanken, in Folge dessen die Mobilien sich ziemlich bedeutend bewegten." Weiter schreibt der Oberkailer Bürgermeister, dass diese Schwankungen wellenartig waren, etwa drei Sekunden dauerten und sich von Norden nach Süden zogen. Auch will man nach dem Beben "einen starken Luftzug bemerkt haben. Einige Leute wollen auch während der Nacht um 12 und um 3 Uhr Erschütterungen verspürt haben".

Das Erdbeben-Zentrum war am Mittelrhein bei St. Goar. Nöggerath schließt seinen Bericht mit den Worten: "Das dumpfe donnerähnliche Getöse, ... nämlich wie ein Rollen von schweren Wagen, welche mehr oder minder entfernt über ein steiniges Pflaster fahren, wurde allgemein gehört."

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