Ein Doktor macht den Praxistest

Arzfeld/Prüm · Vor einigen Monaten eröffnete Mediziner Armin Ensgraber eine neue Praxis in der Islek-Gemeinde Daleiden (der TV berichtete). Aber er hat noch mehr vor: Auch in Arzfeld und Prüm sollen Kollegen angesiedelt werden. Sein Ziel: eine bessere Versorgung auch dank dezentraler Organisation.

Arzfeld/Prüm. Ein Mann kommt herum: Armin Ensgraber, promovierter Anästhesist mit mehreren Praxisniederlassungen in der Region (siehe Extra), - ist derzeit immer wieder in Arzfeld und Prüm unterwegs. Denn er hat einiges vor: "Wir suchen Räume", sagt Ensgraber. "Interessierte Mitarbeiter habe ich."
In den beiden - und vielleicht auch noch weiteren - Orten will der 53-Jährige, wie bereits in Daleiden, Trier und Gerolstein, weitere Praxen eröffnen. "Die Eifel ist ein Flächenland", sagt Ensgraber. "Sie können aber den Leuten nicht zumuten, dass sie alle nach Bitburg zum Arzt fahren." Mit seinem Konzept sei es möglich, die nötige Versorgung auch auf dem Land anzubieten.
Und das sieht so aus: Ensgraber mietet die Räume, sorgt für die Einrichtung und stellt dann Mediziner an, die dort arbeiten - mit der Option, die Praxen später zu übernehmen. Ein ähnliches Modell werde im hessischen Lahn-Dill-Kreis auch bereits auf den Weg gebracht.
Außerdem soll gewährleistet sein, dass man sich bei Engpässen gegenseitig unterstütze - das gelte für die Ärzte wie für ihre Helfer: Sie wechseln dann kurzfristig von ihrer Stamm-Praxis zu der im Nachbarort oder -städtchen.
In Daleiden verlief der Start schwierig: Zuerst gab es Zwist mit der Ortsgemeinde, die die Praxis unbedingt in einem anderen Gebäude unterbringen wollte (der TV berichtete), dann musste Ensgraber den ersten dort eingesetzten Kollegen vor Weihnachten entlassen, weil dieser offenbar den Ansprüchen nicht genügte. Ensgraber sprang zwischen den Jahren selbst ein. Inzwischen laufe es besser, der Kollege Nader Al-Hassan aus Bahrain, in Deutschland ausgebildet, mache sehr gute Arbeit. Das bestätigt auch der Gewerbevereinsvorsitzende Herbert Maus: Er habe bisher nur Positives gehört, sagt er im Gespräch mit dem TV.
In Prüm soll zunächst ein Augenarzt angesiedelt werden, "und wir werden in Arzfeld noch eine allgemeine Praxis aufmachen, eventuell mit Zweigstelle für Augenheilkunde." Dort habe ihm Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, bereits kräftig geholfen, die Sache auf die Beine zu stellen. Kruppert bestätigt, dass er unter anderem den Kontakt zu Immobilienbesitzern in der Gemeinde hergestellt habe - und zum St-Joseph-Krankenhaus in Prüm. Dort will Ensgraber auch Augen-Operationen vornehmen lassen. Das Krankenhaus-Direktorium hat ihm inzwischen dafür grünes Licht erteilt. Andreas Kruppert freut sich über Ensgrabers Einsatz: "Wir sind dankbar für jeden, der sich hier engagiert und vor allem versucht, etwas für die Zukunft auf die Beine zu stellen. Da geben wir jede Unterstützung." Zumal auch das Krankenhaus durch ein solches Angebot gewinnen könne.
Ensgraber drückt auf die Tube, alles soll möglichst bald verwirklicht werden - "in den kommenden Monaten", sagt er, Investitionen in Höhe mehrerer 100 000 Euro inklusive.
Aber damit sei es noch nicht getan: "Die Probleme, die unzweifelhaft auf die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zukommen, werden sich nur durch eine gemeinsame Anstrengung aus privatem und öffentlichem Engagement auf den verschiedenen politischen Ebenen lösen lassen."Meinung

Besser als jammern
Was Armin Ensgraber in der Eifel vorhat, könnte zum Vorbild werden für andere Regionen - wenn alles auf seriöser Basis steht. Und wenn es auch, wie in Daleiden, noch manche Startschwierigkeit zu überwinden und das Patientenvertrauen zurückzugewinnen gilt. Aber er scheint entschlossen, dem Versorgungsmangel abzuhelfen, anstatt nur darauf zu warten, dass sich die Rahmenbedingungen ändern. Erfreulich also, dass man ihm dabei auch auf kommunalpolitischer Ebene zu helfen bereit ist. fp.linden@volksfreund.deExtra

Armin Ensgraber (53), geboren in Bonn, ist Anästhesist, seit 1993 in Trier niedergelassen und praktiziert dort seit acht Jahren im Medizinischen Versorgungszentum für Schmerztherapie (MVZ) gemeinsam mit vier Kollegen. Eine Zweigstelle betreibt er in Gerolstein, für Schmerztherapie und Augenheilkunde. Mit der Zeit soll auch das Angebot in Daleiden erweitert werden: Ensgraber will ebenfalls einen Augenarzt aus Gerolstein in Daleiden einsetzen, er selbst möchte eine Schmerztherapie anbieten. fpl

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