Ein Freund der klaren Linie

Bitburg · Im Zuge der Kommunalwahl hat sich in diesem Jahr bei der Besetzung der städtischen Gremien einiges geändert. Der TV stellt in loser Folge einige langjährige Kommunalpolitiker vor, die seitdem nicht mehr dabei sind. Dazu gehört auch Horst Werner, der 25 Jahre CDU-Mitglied des Stadtrats war.

Bitburg. Als ehemals praktizierender Arzt und ehrenamtlicher Rettungsdienst-Notarzt gehörten sekundenschnelle Entscheidungen zu seinem Berufsalltag. Wenn es also etwas gibt, an das sich Horst Werner in seiner Eigenschaft als Mitglied des Stadtrats erst gewöhnen musste, dann wohl daran, dass der Faktor Zeit in kommunalen Gremien eine völlig andere Gewichtung hat.
"Dass man für manche Dinge so lange braucht, war für mich eine Umstellung", sagt Horst Werner und nennt als Beispiel die Dauerbaustelle Nord-Ost-Tangente für Bitburg.
"Es ist jetzt mehr als 25 Jahre her, dass wir darüber das erste Mal im Rat diskutiert haben", sagt er, "und sie ist immer noch nicht da." Die Tangente hat die politische Laufbahn von Werner mehrfach gekreuzt. Doch seit diesem Sommer ist damit Schluss. Denn nach 25 Jahren Stadtrat Bitburg hat sich der pensionierte Arzt, der auch zwei Jahrzehnte im Kreistag saß, von der Kommunalpolitik verabschiedet.
"Irgendwann hat man das Alter erreicht, wo man alle Erwartungen so weit erfüllt hat", sagt der 74-Jährige. "Wenn ich mal 14 Tage wegfahren wollte, musste ich mich vorher immer erst an sieben, acht Stellen abmelden", erklärt Werner, der einmal für eine wichtige Sitzung sogar seinen Spanienurlaub für einen Tag unterbrochen hat.
Drei Bürgermeister miterlebt


In den 25 Jahren, in denen Horst Werner für die CDU im Stadtrat saß, hat er viele Ratsmitglieder kommen und gehen sehen. "Bei manchen hat man schon das Gefühl gehabt, dass es ihnen nicht um die Sache, sondern in erster Linie um die Selbstdarstellung geht." Sich im Vorfeld von Wahlen zu profilieren, sei nie sein Ding gewesen, meint Horst Werner.
Wenn es etwas gibt, was sich in den vergangenen 25 Jahren im Rat geändert hat, so ist das für den in Stahl mit seiner Ehefrau lebenden Werner vor allem die Kleiderordnung. Früher hätten alle (männlichen) Mitglieder bei den Sitzungen zumindest einen Schlips getragen, erklärt er. Heute jedoch sei das anders. Besonders froh ist Werner über diese Entwicklung allerdings nicht. "Der Stadtrat ist ja schon eine bedeutende Einrichtung", sagt er. "Da sollte man auch anständig auftreten."
Drei Bürgermeister hat der Mediziner während seiner 25-jährigen Tätigkeit im Stadtrat miterleben können. "Wir waren zwar nicht immer einer Meinung", sagt der 74-Jährige, "doch ich habe zu allen Dreien nach wie vor ein gutes, sogar freundschaftliches Verhältnis."
Es habe Entscheidungen gegeben, zu denen auch innerhalb seiner Fraktion viel diskutiert worden sei. Um ein geschlossenes Auftreten der Fraktion zu erreichen, erklärt Horst Werner. "Mir ist es wichtig, eine klare Linie zu sehen." uhe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort