Ein zweiter Weg zum Abitur in Bitburg

Bitburg · Mit der vom Bistum Trier vorgesehenen Einrichtung einer Gesamtschule am Schulzentrum St. Matthias könnte in Bitburg ab dem Schuljahr 2012/2013 eine weiterer Weg zum Abitur eröffnet werden. Entsprechend besorgt ist das St.-Willibrord-Gymnasium, dadurch viele Schüler zu verlieren. Zudem befürchte man dort negative Auswirkungen auf die Qualität des Schulangebots.

So groß ist die Auswahl nicht. Eltern, deren Kinder in Bitburg nach der Grundschule eine weiterführende Regelschule besuchen sollen, haben letztlich nur zwei Einrichtungen zur Auswahl: eine kirchliche und eine staatliche.

Sie landen entweder zunächst in der gemeinsamen Orientierungsstufe von Realschule plus und St.-Willibrord-Gymnasium oder in den Haupt- und Realschulzweigen des Bischöflichen Schulzentrums St. Matthias.

Nach der Orientierungsphase, also nach Jahrgangsstufe sieben haben Schüler, die in der Kreisstadt aufs Gymnasium wechseln wollen, noch weniger Auswahl. Denn es gibt derzeit in Bitburg - anders als beispielsweise in Wittlich oder Prüm - nur eines. Doch das soll sich ändern.
Neue kooperative Gesamtschule

So plant das Bistum Trier an dem in seiner Trägerschaft stehenden Schulzentrum St. Matthias zum Schuljahr 2012/2013 die Einrichtung einer kooperativen Gesamtschule. Statt der bisher jeweils dreizügigen Real- und Hauptschule soll es dann künftig jeweils zwei Klassen geben, die entweder zur Berufsreife, zur mittleren Reife oder eben zur Hochschulreife führen. Letzteres hätte die Konsequenz, dass Schüler mit Gymnasialempfehlung, die zunächst die Orientierungsstufe der "Mätthi" besuchen, danach nicht mehr zum "Willi" wechseln müssen, sondern in der bischöflichen Einrichtung bleiben und dort ihr Abitur machen. Diese Entwicklung wird am St.-Willibrord-Gymnasium mit großer Sorge verfolgt.
Kreistag berät am Montag


Denn dort befürchtet man, dass dadurch die derzeitige Fünfzügigkeit um zwei Klassen pro Jahrgang abnehmen würde. Und das hätte Folgen: "Eine drastische Reduzierung der Schülerzahl führt zu eingreifenden strukturellen und qualitätsmindernden Auswirkungen, sowohl am Gymnasium als auch an der gemeinsamen Orientierungsstufe", erklärt Schulleiter Kurt Metrich in einem Schreiben an den Eifelkreis, der das Thema in seiner Kreistagssitzung am kommenden Montag auch auf der Tagesordnung hat. Metrich begründet seine Bedenken damit, dass dadurch die an seinem Gymnasium geplante Einrichtung einer freiwilligen Ganztagsschule gefährdet sei, weil dann unter Umständen nicht genügend Anmeldungen zusammenkämen.
Zudem könne aufgrund der sinkenden Schülerzahlen das Angebot an Oberstufen-Leistungskursen in Fächern wie Sport, Musik oder Bildende Kunst möglicherweise nicht mehr aufrechterhalten werden.
Bistum: noch keine Entscheidung


"Selbst, wenn es da Engpässe geben würde, so wäre durchaus eine Kooperation denkbar", sagt hingegen der Rektor der Realschule St. Matthias, Werner Wallenfang, dessen Schule sowohl an einer Zusammenarbeit mit dem Bitburger als auch mit dem St.-Josef-Gymnasium in Biesdorf interessiert ist (siehe Extra).
Er jedenfalls sehe das Willibrord-Gymnasium nicht in seiner Existenz gefährdet. "Es ist doch außerdem der politische Wille, die Anzahl der Schüler mit Hochschulzugangsqualifikation zu erhöhen", sagt Wallenfang. Inwieweit das Schulzentrum seinen Beitrag dazu leisten wird, ist derzeit allerdings noch nicht ganz sicher. Denn die endgültige Entscheidung des Bistums steht derzeit noch aus, soll aber nach TV-Informationen in einigen Tagen fallen.
Meinung

Konkurrenz belebt das Schulgeschäft
Wittlich hat zwei Gymnasien, Daun und Prüm auch. Trier sogar sechs. Bitburg sollte sich glücklich schätzen, dass sein Bildungsstandort nun auch um einen weiteren Gymnasialzweig verbessert wird. Vor allem Schüler und Eltern dürfen jubilieren, endlich eine Alternative zum St.-Willibrord-Gymnasium zu bekommen. Ob sie diese nun nutzen oder dem alteingesessenen Platzhirsch die Treue halten. So ist das in der freien Wirtschaft, und so ist es eben auch im Bildungsgeschäft: Konkurrenz belebt das Geschäft. Monopole machen träge. Für das St.-Willibrord-Gymnasium ist die Konkurrenz am Schulzentrum St. Matthias keine Bedrohung, sondern eine echte Chance zu zeigen, was es zu bieten hat. Dann buhlen zwei Schulen um die Bildungskunden. Die Gewinner sind die Schüler, um die sich künftig zwei Gymnasien reißen werden. d.zapp@volksfreund.de

Hintergrund

Das St.-Josef-Gymnasium Biesdorf ist genau wie das Schulzentrum St. Matthias katholisch geprägt, steht aber nicht unter der Trägerschaft des Bistums Trier. Die einst vom Orden der Missionare von der Heiligen Familie gegründete Schule ist seit gut zehn Jahren unter der freien Trägerschaft eines gemeinnützigen Vereins. Um eine Konkurrenz zwischen den beiden Einrichtungen so weit wie möglich zu vermeiden, setzt das Bistum Trier auf Kooperation und Absprachen mit Biesdorf. Dazu würde dann auch zählen, dass Schüler, die nach der Klasse vier sowohl bei der "Mätthi" als auch in Biesdorf angemeldet werden, in Bitburg nicht angenommen werden dürfen, wenn dadurch die Dreizügigkeit des Gymnasiums in Biesdorf gefährdet wäre. uhe
Extra

Auf die Entscheidung des Bistums hat der Kreis, der (laut Vorlage in der Kreistagssitzung) der Einrichtung des gymnasialen Zweigs an der bischöflichen Schule eher ablehnend gegenübersteht, letztlich keinen Einfluss. Sollte das Bistum aber den für die Einrichtung der Gesamtschule notwendigen Antrag bei der Schulbehörde, bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, stellen, so hätte der Kreis die Möglichkeit, im Rahmen dieses Antragsverfahrens eine Stellungnahme abzugeben. uhe

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