Fatale Fehlentwicklung

Der Strukturplan 2020 wird das Jahr 2020 nicht erleben. Es wird immer weniger Priester geben - sofern die Katholische Kirche ihre derzeitigen Spielregeln nicht ändert. Die derzeitige Situation ist nur darauf zurückzuführen, dass die Katholische Kirche Frauen und verheiratete Männer ausgrenzt.

Nach der vorherrschenden Theologie unserer heutigen Kirchenführer hätte es 200 bis 250 Jahre lang in der frühen Kirche überhaupt keine Eucharistie geben dürfen, denn es gab damals keine geweihten Priester. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Frauen und Männer leiteten die Feier, die "Brotbrechen" genannt wurde, reihum und gastfreundlich in ihren Häusern. Es war nicht der Wille Jesu, sondern erst die kirchliche Tradition, die die Eucharistiefeier untrennbar mit dem Priestertum verknüpft hat. Wir können das Zeugnis der Schrift nicht verleugnen, die uns überliefert, dass Frauen und Männer - ohne Weihe - die Eucharistie geleitet haben. Das muss, nicht nur in Zeiten der Not, wieder möglich sein. Es ist ein historischer Trugschluss, dass Großraum-Pfarreien die Lösung sein können. Nur die Nähe zum Menschen ist es, die eine Kirche überleben lässt. "Gott beruft nach wie vor", heißt es stereotyp. Mir persönlich scheint es doch sehr vermessen zu sein, dass Gott nur nach den Vorgaben der Katholischen Kirche berufen darf. Petrus wäre zum Beispiel nicht berufen worden, er war verheiratet. Paulus wäre nicht berufen worden, er gehörte der "falschen Konfession" an. Maria von Magdala, von der frühen Kirche Apostolin genannt, wäre nicht berufen worden, sie hatte das falsche Geschlecht. Jeder Christ, gleich ob Mann oder Frau, ist berufen und hat das Recht, diesem Ruf folgen zu dürfen. Jesus hat für dieses Recht gelebt. Er hat mit allen Traditionen gebrochen, die nicht zu seiner Botschaft passten. Er war sogar derart konsequent, dass er sich für seine Ziele ermorden ließ. Mit welchem Recht hält also die Kirche an Traditionen fest, die genauso entartet sind wie die Traditionen zur Zeit Jesu? Jürgen Ehlen, Lasel

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