Freilichtmuseum Kommern zeigt das erste Heim im fremden Land

Kommern · Neue Attraktion in Kommern: Gut erhaltene Asylbewerberunterkünfte wurden nun ins Freilichtmuseum transportiert und ermöglichen nun einen Einblick, wie Zuwanderer auf ihrer ersten Station untergebracht worden sind.

Kommern. Der letzte Bewohner wurde erst beim Abbau der Unterkunft entdeckt: Als Spezialisten des Bergheimer Schwerlastlogistik-Unternehmens "Breuer&Wasel" den letzten von sechs Wohncontainern in die Höhe hievten, krabbelte ein sichtlich überraschter Igel über die Erde. Interessant ist allerdings weniger, wer unter dem Container lebte, sondern vielmehr, wer darin wohnte. Rund 20 Jahre lang hofften dort Asylbewerber auf ihre Einbürgerung. "In der Zeit des Bosnien-Krieges kamen viele Flüchtlinge nach Deutschland. Diese Wohncontainer waren ein Massenphänomen", sagt Carsten Vorwig, Bauhistoriker beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). Somit gehören die Übergangsunterkünfte zur neueren deutschen Geschichte.
Grund für den LVR, die sechs Wohncontainer aus dem kleinen Ort Opherten bei Titz ins LVR-Freilichtmuseum Kommern zu holen. Mit einem 60-Tonnen-Kran wurden die Blechbaracken auf drei LKW mit Anhängern verladen und abtransportiert.
In Kommern sollen sie am Rand der neuen Baugruppe "Marktplatz Rheinland" aufgebaut werden. Der Standort ist bewusst gewählt. "Diese Container wurden meistens etwas verschämt versteckt. Das ist ein typisches Siedlungsbild", erklärt Vorwig. Im Vorfeld des Ortswechsels hat sich Vorwig mit der Geschichte der Container befasst. Einer von ihnen diente als Sanitärraum, in den anderen fünf waren jeweils bis zu vier Personen untergebracht. "Am Anfang waren die voll besetzt, durch Verschärfung des Asylrechts später nicht mehr", sagt Vorwig. Da der LVR schon vor über einem Jahr von der Gemeinde Titz Bescheid bekam, dass die Container verschwinden sollen, konnte Vorwig das Leben des letzten Bewohners dokumentieren. Er überließ dem Museum einen Teil seines Inventars.
Zunächst muss die Anlage restauriert werden. Doch Volker Kirsch, Architekt des Kommerner Museums, ist mit dem Zustand ganz zufrieden: "Die sehen ziemlich gut aus. Bis auf den Sanitärcontainer sind die Böden nicht verrostet." joma

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