Daher schätzen viele, die sonst von ihr gar nichts halten, ihr caritatives Engagement. Die Kehrseite davon, dass sie Spezialistin für das Leid der Welt ist, ist, dass postmoderne Leute sagen: "Es ist toll, dass es euch gibt, aber hoffent-lich brauchen wir euch nicht!" Was sie suchen, ist eine Religion, die ihnen zeigt, wie Glück geht. Diese Frage ist keineswegs so banal, wie sie oft klingt! Ist das Glück ein zu hohes Ideal? Die Trierer Synode geht jedenfalls nicht von zu hohen Idealen aus, sondern "macht Familien Mut zur gelungenen Halbheit". Diese pragmatische Sicht im Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit ist einerseits tröstlich, andererseits traut sie wenig zu: Das Große, das in vielen (ehelichen) Partnerschaften angelegt ist, kommt so gar nicht erst in den Blick. Der vielbeschworene Perspektivenwechsel bestünde auch darin, an die gelungene Ganzheit zu glauben und den Schatz, den Gott in jeden Menschen, in jedes Paar hineingelegt hat, zu heben und im Leben fruchtbar zu machen. An eine Liebe im Sinne von Kreativität, Großherzigkeit, Verbindlichkeit, Treue und Geduld zu glauben. Das heißt: Man sollte das eine tun, das andere aber nicht lassen. Kürzlich gab es ein Angebot in Gerolstein, genannt "Paarlauf", mit einem Spaziergang von Paaren und Impulsen zum Nachdenken und Austauschen über die Schönheit und Stärke der eigenen Beziehung. Ein erster Anfang in einem langfristigen Projekt, weiteres soll folgen. Michael Schlüter, Pastoralreferent im Dekanat Vulkaneifel