Graffiti für Güllepott in Biesdorf

Biesdorf · Die derzeit niedrigen Preise für ihre Molkereiprodukte machen den Landwirten schwer zu schaffen. Mit der Aktion "Kunst trifft Milch" will die Milchlandwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz die Gesellschaft für das Problem sensibilisieren.

Biesdorf. "Meine Arbeit hat mir schon mal mehr Spaß gemacht", sagt Stefan Bormann. Der 22-Jährige bewirtschaftet mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb in Biesdorf. Und dass ihm die Arbeit derzeit weniger Spaß macht als noch vor ein paar Jahren, liegt nicht an der Arbeit an sich, sondern an der Wertschätzung dieser Arbeit. Seit die Milchpreise im Keller sind, machen sich viele Landwirte existenzielle Sorgen um ihre Zukunft. Und Junglandwirt Bormann ist da keine Ausnahme. "Wir müssen in der Diskussion bleiben", sagt er. "Ansonsten werden wir in eine Ecke gedrückt, aus der wir nicht mehr herauskommen."
Es gibt viele Möglichkeiten, um auf die Situation der Milchbauern aufmerksam zu machen. Bormann hat sich für einen - zumindest in der Eifel - eher ungewöhnlichen Weg entschieden. Der Landwirt hatte in den vergangenen Tagen nämlich den Graffiti-Künstler Carl Kenz aus Kaiserslautern auf dem Hof. Und dieser hat die betontriste Außenwand des Güllesilos knallbunt besprüht.
Bereits aus der Ferne ist das Kunstwerk erkennbar. Es zeigt den Kopf einer Kuh und links und rechts davon Tentakel. Diese umklammern symbolische Gegenstände der alltäglichen Arbeit und daraus resultierende Molkereiprodukte: von der Mistgabel über die Milchkanne bis zum Tetrapak.
Tentakel tauchen in den Werken des Graffiti-Künstlers immer wieder auf. Anders als in der Mythologie oft dargestellt, sind die Tintenfische für Kenz aber keine gefährlichen, sondern vor allem intelligente und bei genauer Betrachtung auch schöne Lebewesen. Die Tentakel auf dem Silo der Familie Bormann sollen auf die vielfältigen Betätigungsfelder der Milchlandwirte hinweisen. "Und sie sollen zeigen, das hinter alldem Menschen stecken, die viel Zeit und Arbeit in die Milch investieren, damit diese dann am Ende für 50 Cent pro Liter im Supermarktregal landet", sagt Kenz.
Beauftragt wurde der Künstler aus der Pfalz von der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft (Milag) Rheinland-Pfalz, die mit dieser und weiteren Aktionen auf die derzeit schwierige Situation der Milchbauern aufmerksam machen will. Wie Michael Horper, Vorsitzender der Milag und zudem Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, erklärt, soll damit für mehr gesellschaftliche und vor allem politische Anerkennung geworben werden. Aufgrund der sinkenden Nachfrage auf dem asiatischen Markt, dem Handelsembargo gegen Russland und der damit verbundenen Tiefstpreise für Milch hätten die Milchbauern schon genug zu kämpfen. Was der Landwirtschaft zudem aber auch noch zu schaffen mache, sei die fehlende Anerkennung und Unterstützung. In der aktuellen Krise, so Horper, sei es wichtig, auf Milch als gesundes und kulturell wertvolles Grundnahrungsmittel aufmerksam zu machen. uhe

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