Hoffnung auf die Rückkehr Karls des Großen

PRÜM. Nach Befürchtungen um den Verbleib einer wertvollen Sandstein-Figur aus der Fassade der St.-Salvator-Basilika Prüm deutet sich ein gutes Ende an. Hans-Josef Schweyen, auf dessen Gelände die Figur zuletzt gesehen wurde, signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Neben dem Hauptportal der Prümer St.-Salvator-Basilika sind zwei Nischen in die Außenwand gemauert. Links steht seit 1886 eine Sandstein-Figur von Pippin III. (der Kleine), König der Franken und im Jahr 752 Gründer des zweiten Klosters in Prüm. Die rechte Nische besetzt Pippins Sohn, Kaiser Karl der Große. 1957 wurden die im Zweiten Weltkrieg beschädigten ursprünglichen Figuren im so genannten Historismus-Stil abgebaut und vorläufig im Pfarrgarten aufgestellt. Der damalige Prümer Pastor Jakob Kiefer ließ statt dessen zwei neue Figuren anfertigen: Karl den Großen durch Bildhauer Heinrich Hamm aus Euren, Pippin den Kleinen durch die Kunstgewerbeschule Trier. Diese Statuen bestehen ebenfalls aus grau-gelblichem Udelfangener Sandstein, allerdings im neuzeitlich-abstrahierenden Stil. Sie wurden bei der Renovierung der Kirchenfassade 1997 abgebaut. Ihren Platz nahmen die von Bildhauer Konrad Schmitt aus Kordel restaurierten ursprünglichen Figuren ein. "An Karl dem Großen wurden Kopf, Krone, Schwert und Gewandfalten erneuert, an Pippin ebenfalls die Gewandfalten", erinnert sich Schmitt. Doch wohin mit den beiden Figuren von 1957? Die Pfarrgemeinde lagerte sie mit Erlaubnis der Stadt auf dem Gelände des damaligen städtischen Bauhofs in der Eduard-Nels-Straße (Parallelstraße zum Gerberweg). Anfang 1999 bezog die Stadt ihr neues Bauhof-Gelände in Niederprüm. Das alte Gebäude mit 2600 Quadratmetern Grundstück in der Eduard-Nels-Straße verkaufte die Stadt an Hans-Josef Schweyen aus Prüm. Die beiden Statuen blieben vorläufig dort liegen.Wie lautete die Abmachung?

"Ich habe auf eine Gelegenheit für eine neue Verwendung gewartet", sagt Prüms Pastor Robert Lürtzener, der sich beide Statuen zuletzt im Frühjahr 2006 anschaute. Seine Idee: Die vor zehn Jahren ausrangierte Figur Karls des Großen könnte künftig auf der Mitte des für 2008 geplanten Kreisverkehrs an der Kreuzung Ritzstraße/Gerberweg stehen (der TV berichtete, siehe Hintergrund). Als Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU) und Kreisdenkmalpfleger Michael Berens im September 2006 auf dem Grundstück nachschauten, fanden sie nur Pippin - Karl der Große lag nicht mehr am alten Platz. Daraufhin kursierten die wildesten Gerüchte über den Verbleib der Figur. Der Kaufvertrag zwischen Schweyen und der Stadt trifft keine Aussage zum Inventar (Gegenstände auf dem Grundstück beziehungsweise in der Halle). Laut Schweyen soll damals mündlich vereinbart worden sein, dass alles, was nach dem Umzug noch auf dem Grundstück liegt, dem Käufer gehört beziehungsweise von ihm entsorgt werden kann. Aber: Die Figuren sind Eigentum der Kirche, so dass die Stadt gar nicht hätte über sie bestimmen können. Christian Krahwinkel (CDU), bei Vertragsschluss 1999 Stadtbürgermeister, ist von einer solchen Zusage nichts bekannt. Auf Nachfrage Weinandys erklärte Schweyen, die Zusage haben ihm damals Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) gegeben. Doch Söhngen wies diese Behauptung zurück. Nach mehreren Telefonaten schickte Weinandy Schweyen einen Brief: "Es war immer mein Ziel, Ihnen zu vermitteln, dass die Figur der Kirche gehört und es gut wäre, wenn diese wieder auftauchen würde. Ich hoffe sehr, dass Sie sich mit der Kirche gütlich einigen können." Schweyen versteht die Aufregung nicht: "Ich habe mich an die klare Abmachung mit der Stadt gehalten. Die Pfarrgemeinde hat uns noch nicht nach der Figur gefragt. Wenn die Betroffenen ein Gespräch suchen, dann können wir die Angelegenheit regeln. Wir stellen uns der neuen Situation." Im Auftrag von Lürtzener will Rendantur-Leiter Peter Philippe Schweyen am Montag anschreiben. Für Lützener liegt der Fall klar: "Denkmäler können nicht einfach verkauft werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort