"Ich habe mich von der Waffe bedroht gefühlt"

Trier/Bitburg · Schmuck im Wert von 100 000 Euro, den angeblich die Schwester des Angeklagten gestohlen hat: Dies soll der Auslöser dafür gewesen sein, dass sich ein Ehepaar aus der Eifel vor dem Landgericht Trier verantworten muss. Um die Schuld einzutreiben, soll das Paar den Lebensgefährten der vermeintlichen Diebin bedroht und beraubt haben. Doch die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.

Trier/Bitburg. Dreist geraubt oder lediglich ein Faustpfand einbehalten, bis vorangegangenes Unrecht wiedergutgemacht wird? Schweren Raub wirft Staatsanwältin Stefanie Wöste dem Ehepaar aus der Eifel vor, das sich seit gestern vor der Dritten Großen Strafkammer am Landgericht Trier verantworten muss. Doch die Version des mehrfach vorbestraften 23-Jährigen und seiner 47-jährigen Ehefrau unterscheidet sich deutlich von dem, was in der Anklageschrift steht.
Was unstrittig ist: So viel steht fest: Als die Polizei am 2. Februar das Haus des Ehepaars im Altkreis Bitburg durchsucht, findet sie unter anderem ein Elektrofahrrad sowie eine Playstation 3 und mehrere Spiele. Dinge, die dem 33-jährigen Lebensgefährten der Schwester des Angeklagten gehören. Unstrittig ist auch, wie die Sachen in den Besitz des Ehepaars gekommen sind: Einen Tag zuvor hatte dieses die Sachen aus dessen Wohnung mitgenommen. Nur unter welchen Umständen dies geschah ist strittig.
Die Version der Angeklagten: Man habe die Wohnung der Schwester und ihres Lebensgefährten gemeinsam mit der jüngsten Tochter seiner Ehefrau aufgesucht, führt der 23-jährige Angeklagte aus. Eigentlich, um ein ernstes Gespräch mit der Schwester zu führen. Diese nämlich habe beim Besuch am zweiten Weihnachtstag Goldschmuck der 47-Jährigen gestohlen. "Schätzungsweise 100 000 Euro" sei dieser wert gewesen, sagt der Angeklagte. Seine Ehefrau korrigiert und spricht von ein "paar Tausend Dollar". Doch die Schwester war verreist. Stattdessen verkündete man deren Lebensgefährten, dass man diese anzeigen wolle. "Er hat sich aufgeregt, dass die immer so viele Schwierigkeiten macht und schon öfter mal geklaut habe", sagt die 47-Jährige. Ihr Mann behauptet: "Er hat uns das Elektrofahrrad und die Playstation als Pfand von sich aus angeboten, damit wir nur ja nicht meine Schwester anzeigen." Auch einen DVD-Rekorder, eine Lava-Lampe, Fahrradzubehör und Inline skates habe er ihnen in eine Kiste gepackt. Den Baseballschläger und eine Softairpistole habe man lediglich dabei gehabt, weil man zuvor draußen mit der siebenjährigen Tochter gespielt habe.
Die Version der Opfer: "Ich beklaue keine Leute, das habe ich nicht nötig", weist die 28-jährige Schwester die Vorwürfe des Angeklagten vor Gericht zurück. Und auch ihr Freund schildert die Situation komplett anders: Er habe keine Sekunde an einen Diebstahl durch seine Freundin geglaubt. Doch der 23-Jährige habe immer wieder gesagt, er sei im Recht und werde jetzt Sachen pfänden. Die 47-Jährige habe derweil Schubladen in der Wohnung durchwühlt und den Baseballschläger in der Hand gehabt. Ihr Mann habe mit der Softairpistole rumgefuchtelt. "Ich habe mich von der Waffe bedroht gefühlt und gedacht, wenn du ihm die Sachen jetzt nicht gibst, tickt der hier aus." Als er vorsichtig protestierte, soll der Angeklagte gedroht haben, er könne ihm auch ,die Bude kurz- und kleinhauen\'. Die siebenjährige Tochter sei gar nicht in der Wohnung gewesen, sondern habe im Auto gesessen.
Aussage steht also gegen Aussage, am Donnerstag, 27. Juni, wird die Verhandlung mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt.

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