Klartext: Sommerreisen? Nicht mit uns!

Es sind Reisen, die keiner braucht: Jeden Sommer machen sich Politiker auf, um ihr Wahlvolk - anlass- und meist leider auch inhaltsfrei - durch ihre Anwesenheit zu beglücken. Sommerreisen nennen sie das und in diesem Jahr wird es besonders schlimm.

Ferien, Ferien, endlich Ferien. Und das schon seit einer Woche - und irgendwie hat man es, sofern man keine Kinder und keinen Urlaub hat, noch nicht richtig gemerkt, zumindest nicht an der Nachrichtenlage. Das liegt nicht daran, dass auch in diesem Jahr wieder allerhand Landespolitiker sich auf so genannten Sommerreisen durch ihr Bundesland bewegen.
Denn das geschieht weitgehend anlass- und inhaltsfrei und offenbar auch in der Hoffnung, dass Lokalredaktionen im Sommer so verzweifelt sind, dass sie auch über die schiere Anwesenheit mehr oder weniger prominenter Politiker berichten. In diesem Jahr ist sogar mit einer noch stärkeren politischen Sommerreise-Tätigkeit zu rechnen. Denn es ist Wahlkampf, auch wenn dieser wohl erst nach den Sommerferien in die richtig heiße Phase geht.
Aber gerade weil Wahlkampf ist und weil die reine Anwesenheit eines Landespolitikers aus unserer Sicht noch lange keine Nachricht ist, werden wir auch in diesem Jahr den Reisenden aus Mainz nicht den Gefallen tun, zu zeigen, wo sie überall waren.
Anders ist das, wenn es tatsächlich etwas zu berichten gibt, die Herren und Damen Partei- und Fraktionsvorsitzende oder Minister also vor Ort ein Thema wirklich konkret bearbeiten oder jenseits von Lippenbekenntnissen voranbringen. Das passiert allerdings bei solchen Sommerreisen leider nur sehr, sehr selten.
Auf das so genannte Sommerloch angesprochen, sagte einer meiner früheren Chefredakteure einmal: Wir sollten uns freuen, denn der Sommer sei die Zeit, in der man mal wirklich schreiben könnte, was man schon immer mal schreiben wollte. Ganz so einfach ist das nicht, was übrigens, wie jeder weiß, für die Umsetzung von Vorschlägen von Chefs häufiger mal zutreffen kann.
Andererseits ist das Sommerloch auch bei weitem nicht so tief, wie mancher vermuten mag. Das liegt zum einen daran, dass der Sommer inzwischen durchgängig mit größeren Veranstaltungen gepflastert ist. Wo früher in der Mitte der Ferien eine große Lücke klaffte, knubbeln sich heute die Termine. Zudem ist das, was wir berichten - zumindest gilt dies für die Volksfreund-Lokalredaktionen in der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück - bei weitem nicht mehr so stark an Terminen orientiert wie es in früheren Zeiten war.
Das Problem sind nicht die fehlenden Themen, sondern die Tatsache, dass man die Menschen, die man als Informanten braucht, im Sommer schlecht erreicht, weil sie Urlaub haben. Das sei allen gegönnt. Ich kann aber versprechen, dass wir trotzdem keine politisch Sommerreisenden begleiten werden.

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